Route: Amritsar-Delhi-Chennai-Nilgiri Hills-Kodaikanal-Pondycherry-Auroville-Delhi-Amritsar

Ohhhmm and Shalom
11.Mai 2003

Fast vier Monate waren wir jetzt an einem Ort, froehnten ein geradezu buergerliches Leben. In Indien hat man eine sechs Tage Woche, was nicht heisst,dass die Woche nur sechs Tage hat, sondern dass von sieben Tagen nur einer frei ist.

Wie fasst man vier Monate zusammen, in denen alles anders war als in den vier Monaten davor?

Am 25. April geht es wieder los, Richtung Berlin. Von Auroville nach Chennai und von dort dirtekt nach Dehli in den Sri Aurobindo Ashram, mit unseren erstandenen Visa nach Islamabad in Pakistan und dann rauf und ueber den Karakoram Highway nach China. Hoffentlich laesst man uns dort auch wieder raus und steckt uns nicht in SARS Qurantaene! Von Kashgar, im Westen Chinas wollen wir naemlich nach Kirgistan und ueber Kasachstan nach Moskau.

Was werden wir von unserer Zeit in Auroville vermissen? Die rote Erde, die sich vom strahlend blauem Himmel absetzt oder das intensive gruen, das einen wunderschoenen Konrtrast zum rot der Erde bildet. Auf jeden Fall wird uns der taegliche Besuch in der Solarkueche fehlen, wo man ueber Mittag viele Aurovillianer und Gaeste; Menschen aus aller Welt treffen kann. Es ist der starke Sinn fuer Gemeinschaft, der uns fehlen wird. Und auch die fuer Auroville so typische Natur, der Wald und die Voegel, Mungos und Streifenhoernchen, Geckos, ueberall Palmen. Die Cashewbaeume mit ihren roten Fruechten. Aber gar nicht traurig werden wir um die Pestizide sein, mit den lokale Bauern ihre Baume vor Insekten zu schuetzen hoffen.

Und was haben wir die ganze Zeit so gemacht? Wir haben tolle Leute kennengelernt, mit denen wir in Cafes sassen, Badminton gespielt haben, Kungfu und Vingtsung trainiert haben, klettern waren, Mountainbike Touren gemacht haben, alte Tempel auf Bergen erklettert haben, ins Kino gegangen sind, gemeinsam zu Abend gegessen haben, durch die Aufforstungsgebiete und Canyons gestreift sind oder Befestingungen fuer unsere Gepaecktraeger an die Raeder angeschweisst haben.

Wir haben uns unglaublich ueber Briefe und Pakete gefreut, die Schokolade, Ersatzteile und Haarklammern beinhalteten, haben unsere Rueckreise geplant, wobei uns der schreckliche Krieg und SARS anscheinend einen Strich unsere Rechnung machen wollen, wir zeigten eine Fotoschow ueber unsere Reise und als der Krieg gegen Irak begann, platzte uns der Kragen und wir veranstalteten eine Friedensaktion.

Das Meer haben wir fast bis zum Schluss gemieden; abgehalten hat uns die Traditon der in den Doerfern am Meer lebenden Menschen, nicht nur jeden Morgen kollektiv ins Meer zu sch...

Die Einladung, mit einem Faltboot entlang der Kueste zu paddeln, wollten wir aber auf keinen Fall ablehnen und so kamen wir doch noch dazu, einmal im Meer zu schwimmen. Solange wir im Boot sassen, war auch alles gut, als aber Amiram einen Sprung ins Wasser wagte, wurde er auf der Stelle von mehreren Feuerquallen ueberfallen, die seine Arme verbrannten und deren Gift Amiram fuer ein paar Tage ins Bett verbannte.

Ganz abgesehen davon installierte Amiram in der Zeit mehrere Solarnanalgen fuer Schulen und fuer den Sri Aurobindo Ashram in Pondicherry und ein Kleinwasserkraftwerk in Orissa und tueftelte an solar betriebenen Fahrraedern, waehrend ich an einem Handbuch fuer Oekostaedte schrieb, wobei ich mich hauptsaechlich der Verkehrsplanung, Abfall- und Abwassermanagement widmete.

Wie sehen wir die Zukunft dieser internationalen Oekostadt? Das draengenste Problem ist Frischwasser. Seit den letzten Jahren hat es sehr wenig geregnet und viele Brunnen trocknen aus. Noch kann niemand sagen, ob die Anstrengungen, den Wasserverbrauch drastisch zu senken, Erfolg haben werden und wie man Wasser fuer eine wachsende Bevoelkerung zur Verfuegung stellen soll. Instensive Forschungsarbeit im Bereich Regenwasserspeicherung, Aufforstung und ein bewusster Gebrauch von Frischwasser koennen hoffentlich dafuer sorgen, dass genuegend Wasser auch in Zukunft zur Verfuegung stehen wird. Unwissende Stimmen von ausserhalb muessen aber noch aufgeklaert werden, die behaupten, die Baeume, die so viel Wasser verdunsten, seien das wahre Problem. Da hat wohl jemand noch nicht die Grundzuege der Oekologie zur Kenntnis genommen: Baeume sind notwendig, um Wasser im Boden halten!

Noch ist der Verkehr vergleichbar zu anderen indischen Staedten harmlos, aber selbst Aurovillianer scheinen diesbezueglich nicht sonderlich vom Rest der Menscheit zu unterscheiden und stehen auf Mopeds und noch mehr auf schwere Enfields, einige sind sogar der Meinung, sie braeuchten ein eigenes Auto. Die Entfernungen sind oft nicht groesser als 4 km, aber solange Verkehr und Luftverschmutzung nicht zu einem ganz akuten Problem wird, sehen wir nicht, dass die Mehrheit der Aurovillianer auf zukunftsfaehige Human Powered Vehicles umsteigen wird.

Es gibt aber einige Sterne in dieser Stadt, die mit voller Freude und Ueberzeugung dem Genuss nachgehen, mit dem Rad durch Aurovilles Waelder zu fahren.

Nach unseren phantastischen Erlebnissen mit so vielen engagierten und interessanten Menschen in dieser Stadt hoffen wir aber von ganzem Herzen, dass Auroville wachsen wird und mit der Einwohnerzahl auch die Anzahl von Menschen, die im bewussten Zusammenleben mit Voelkern aus aller Welt und im Einklang mit der Natur den Charakter und die Werte dieser Projektstadt noch ausbauen werden.

Danke Auroville!

Auroville
03.Januar 2003 - Ende April 2003

Raus aus der Stadt, rein ins Gruene! Pondicherry hoert dort auf, wo sich Kokosnusspalmen ueber die Strasse woelben und der Verkehr weniger wird. Bald kann man aufatmen. Es geht nach Auroville.

Und was ist Auroville? 13 Kilometer noerdlich von Pondicherry und 160 km suedlich von Chennai fast direkt am Meer auf einem Plateau liegt eine kleine Stadt mit ca. 2000 Einwohnern, fuenftausend Leute aus Pondi und hauptsaechlich aus umliegenden Doerfern haben hier einen Job gefunden, 1000 Gaeste sind ungefaehr zu jeder Zeit in Auroville, ausserdem ca. 100 Studenten und andere forschende. Soviel zu den Zahlen.

Manche kommen, um Urlaub zu machen, manche im Rahmen ihrer Arbeit, viele kommen, um zu meditieren oder Yoga zu praktizieren, einige arbeiten an Projekten im sozialen oder im Umweltbereich. Viele ueberlegen sich, ganz zu bleiben.

Vor fuenfunddreissig Jahren kamen die ersten Siedler. Sie waren Visionaere, aber gleichzeitig auch Praktiker. Sie stellten sich auf einer absolut oeden Ebene ein fruchtbares Land vor, mit einer Stadt fuer Menschen aus aller Welt, die auf nachhaltige Weise hier leben wollen. Sie fingen an Baeume zu pflanzen und bis heute und auch fuer die Zukunft ist diese Arbeit elementar, um das Gebiet bewohnbar zu machen. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden ueber 2 Millionen Baeume gepflanzt! Als die ersten Unterstuetzer ankamen, wurde eine Gemeinschaftskueche gebaut, um die neuen Mitstreiter gebuehrend mit einem guten Essen zu empfangen. Mehr und mehr Menschen kamen und halfen mit. Sie hinderten das Wasser in der Regenzeit daran, den gesamten Boden abzutragen und ins Meer zu schwemmen, indem sie check-dams bauten, sie bearbeiteten das Feld und bauten kleine Siedlungen.

Es kamen Kuenstler, Wissenschaftler Lehrer und viele andere Menschen aus Europa, Indien, Amerika, Australien, aus verschiedenen Teilen Asiens, aus Suedamerika… Sie kauften Land, pflanzten weitere Baeume, organisierten Gruppen, die den umliegenden Doerfern halfen, installierten mit Windkraft betriebene Pumpen, stellten Solaranlagen auf, bauten private und oeffentliche Haeuser und Gebauede in allen Formen, unternahmen Versuche in vielen Bereichen der Paedagogik in den Schulen, die sie fuer Aurovillianer und fuer Kinder aus den Doerfern bauten, beantragten finazielle Unterstuetzung bei verschiedenen Institutionen und Regierungseinrichtungen, zerbrachen sich den Kopf ueber die Zukunft ihrer Stadt, organisierten Einrichungen fuer die Allgemeinheit, probierten neue Wege in der Landwirtschaft, in der Abwasserentsorgung, in der Wasseraufbereitung, im sozialen Bereich sowie auf vielen anderen Gebieten.

Jeder hat die Moeglichkeit, sich je nach Faehigkeit und Interesse auf die ein oder andere Weise fuer die Gemeinschaft einzusetzen. Die Aufgaben sind vielfaeltig und reichen von Essen in der Gemeinschaftskueche austeilen, die taeglich fuer ueber 2000 Menschen ein Mittagessen bereitstellt, Filme zeigen oder experimentieren an einen komfortableren Strassenbelag bis hin zu den oben genannten Bereichen.

Und was machen wir hier?

Mareike: Weil ick ja so ein tiefes Interesse an Oeko und Umwelt und so habe und zudem noch Landschafts- und Umweltplanung studiere, fand ich ein Praktikum im Planungsbuero von Auroville (AuroFuture) ganz passabel. Ich arbeite an einem Handbuch ueber ‚eco-cities’, damit sich indische Staedte eine Art Leitfaden zur Hand nehmen koennen, wenn sie sich auch in diese Richtung entwickeln moechten. Ich sammle alle Daten bezueglich oekologischer Stadt- und Landschaftsplanung in Auroville, liste Indikatoren auf, gebe Referenzen von anderen Staedten, Projekten, Initiativen und sammle Internetsteiten zu diesem Thema. Dazu gehoeren Themen wie: nachhaltige Trinkwasserbereitstellung und Sicherstellung, Abwasserbehandlung, Verkehrsplanung, oekologische Landwirtschaft, Alternative Energien, nachhaltige Muellkonzepte und so weiter.

Zusaetzlich bereite ich eine Wasserkampagne vor, in dessen Rahmen das Bewusstsein ueber dieses kostbare und im Sommer (in diesem kann es sehr knapp werden) oft rare Gut geschaerft werden soll. Initiativen sollen gewckt werden, um mit herkoemmlichen und alternativen Techniken Wasser zu sparen, wo immer es moeglich ist

Amirams besonderes Interesse gilt schon seit langer Zeit den erneuerbaren Energien. Vor unserer Abreise war Amiram in Berlin in der Photovoltaikbranche (Solarstrom) taetig. Gluecklicherweise ist Auroville gerade in diesem Bereich sehr innovativ und projektstark und nun arbeitet Amiram bei Auoville Energy Products und installiert Solaranlagen fuer Doerfer und Schulen im Umland im Rahmen von Projekten zur Wiederaufforstung des immergruenen trockenen Regenwaldes.

Ein weiteres Projekt war die Inbetriebnahme eines kleinen Wasserkraftwerkes in einer "Tribal Area" im Koraput Distrikt in Orissa. Das Bergdorf Putsil mit seinen 80 Familien, fernab jeder Netzversorung, versorgt sich mit Hilfe dieses 13,5kW Wasserkraftwerkes selbst mit Elektrizitaet. Das Projekt wurde 1999 in Kooperation von Auroville Energy Products und einer NGO (WIDA) durchgefuehrt und wurde seither sehr erfolgreich von den Dorfbewohnern und WIDA selbst betrieben! WIDA arbeitet seit 25 Jahren mit der indigenen Bevoelkerung in Orissa an vielen Projekten wie z.B. Wiederaufforstung, Ausbildung, Gesundheitsvorsorge und Einkommensgenerierung. Das Putsil-Micro-Hydro-Project ist hierbei ein Paradebeispiel. Es zeigt wie man mit Einbeziehung der lokalen Bevoelkerung nachhaltige Entwicklungsprojekte realisieren kann, die unsere natuerlichen Lebensgrundlagen erhalten, den Klimaschutz vorantreiben und den Weg in eine dezentrale erneurbare Energiewirtschaft aufzeigen.

Ausserdem beschaeftigt sich Amiram mit der Entwicklung von lokal produzierten Solarfahrzeugen. Konkret sind das ein Elektro-Moped und E-Bikes die solar aufgeladen werden. Kurzfristig koennten diese Fahrzeuge als Sofortmassnahme eine immense Verbesserung fuer indische Staedte darstellen. Natuerlich ist langfristig nur daran zu denken, den motorisierten Individualverkehr drastisch zu senken, will man verstopfte Strassen und die Umwelt entlasten.

Auch hier in Auroville sind wir nicht untaetig was unsere Kampagne zum sauberen Verkehr angeht, schreiben Artikel, setzen uns fuer verbesserte Bedingungen fuer Radfahrer in Auroville ein und versuchen, so viele wie moeglich vom Abenteuer Rad zu begeistern.

14.11.2002 Attari Border-Amritsar "The day after"

Was man so alles machen kann

Zum Goldenen Tempel fahren

Das war ein Spass!
Und alles war anders! Wir sahen wieder Frauen in buntern Kleidern auf Fahrraedern und auf Vespas fahren, Colleges extra fuer Frauen. Hunde und Schweine am Strassenrand, Kuehe ueberall, manchen machen auch ein Paueschen mitten auf der Srasse. Und wir mitten drin. Dann der Goldene Tempel! Hier ist alles so gut durchorganisiert, dass man gar nicht so viel selber machen muss. Man teilte uns ein Zimmer zu (ein eigenes und es kostete nichts!) und zeigte uns den Weg zum eigentlichen Tempel. Mit Kopfbedeckung und im eigenen Shalwakami (ob man das so richtig schreibt?) liefen wir den langen Weg zum heiligen Becken, in dem der atemberaubende Goldene Tempel steht.
Wir machten die ganze Zeremonie mit, so wie wir es bei den anderen sahen und waren wirklich beeindruckt!!
Wir besorgten uns eine Broschuere ueber die Sikh-Religion und begannen uns mit den Religionen in Indien auseinanderzusetzen.

 

Delhi-Chennai 20.11.2002-13.12.2003

Drei Wochen Delhi. Das war wirklich kein Vergnuegen und wir beide waren heilfroh als wir es letztendlich geschafft hatten Delhi den Ruecken zu kehren.
Wir hatten uns vorgenommen in der Hauptstadt verschiedene Organisationen (Greenpeace, Heinrich-Boell-Stiftung, CSE, WWF etc.) zu besuchen und fuer mich und Mareike nach geeigneten Projekten zu suchen, bei denen wir teilnehmen koennten. Das ganze streckte sich dann laenger hin als wir geplant hatten> Nicht zuletzt weil uns kurz nach Ankunft in Delhi Darminfektionen so darnieder streckten das wir abwechselnd mit Fieber im Bett lagen und sogar kurz ins Krankenhaus mussten, da das Fieber nicht mehr sank.
Zu guter Letzt stand dann fest das wir wie geplant nach Auroville fahren wuerden. Nach der Tortur auf der Great Trunk road, mit all den Abgasen, dem Staub, dem Gehupe und den moerderischen LKW’s hatten wir vorerst nicht mehr so richtig Lust auf’s radeln in Indien. Hinzu kam unser angschlagener Gesundheitszustand. Wir entschieden uns also mit dem Zug bis Chennai zu fahren und wuerden dann dort entscheiden wie es weitergehen wuerde.

 

Chennai 14.12.2002-17.12.2002

Auf der 33 stuendigen Zugfahrt bekam ich einen Rueckfall mit hohem Fieber und war heilfroh als Mareike mich in Chennai samt Gepaeck in ein ruhiges Zimmer verfrachtet hatte (250 Rs~5,3Euro). Mareikes und meine Stimmung war hier an dem absoluten Tiefstpunkt unserer Reise angelangt und wir ueberlegten mehr als einmal ob wir unter diesen Umstaenden weiterfahren wollten, oder ob wir nicht das Handtuche werfen.
Nach drei Tagen im Hotelbett fuehlte ich mich reisefaehig und wir entschieden uns Chennai in Richtung Western Gats zu verlassen. Mit einem Nachtzug ging es dann in 8h nach Mettupalayam in die Ebene vor den Nilgiri Hills.

 

Flucht in die Berge


Mettupalayam-Ooty 18.12.2002-23.12.2002

Schon bei der Ankunft in Mettupalayam spuerten wir das wir nun in einer Umgebung angekommen waren in der wir wieder Kraft schoepfen koennten.
Stampfend und fauchend schob uns dann eine alte Miniaturdampflok die letzten 50km steil bergauf, vorbei an Kokospalmen und Bananenstauden und spaeter durch tropischen Urwald. In groesserer Hoehe lichtete sich der Wald und Teeplantagen bedeckten die Haenge. Wir genossen die gemaechliche Fahrt, Wasserfaelle und tiefe Schluchten. Die ganze Atmosphaere war abenteuerlich und die Kulisse so berauschend das es fast irreal wirkte. Speziell nach den letzten Wochen in indischen Grossstaedten.

In Ooty, das ueber mehrere Huegel verteilt oberhalb von 2000m liegt, waren wir dann wunderbar in dem Reflections Guest House untergebracht (250 Rs~5,3Euro). Obwohl Ooty durch massive Anpflanzung von Eukalyptus und vielen Siedlungen viel von seiner urspruenglichen Schoenheit verloren hat, ist es troztdem ein toller Ort zum wandern, radfahren in den Bergen, oder einfach zum erhohlen (im Winter tagsueber Temperaturen um die 16-20 Grad und Abends bis ca. 0 Grad.) Die starke Sonne in der Hoehe waermt aber noch viel mehr auf. Wir hatten sehr viel Sonne.
Wir wanderten, einmal sogar in einer Gruppe mit einem Fuehrer, radelten und erhohlten uns zum ersten mal seit unserer Ankunft in Indien. Mit Subu dem Fuehrer unseres Tagestreks verabreten wir uns fuer eine Wildlife-Safari im Tal am anderen Ende der Nilgiri Hills. Dort liegt das Mudumulai Wildlife Sanctuary, in dem Elefanten, Bueffel, Baeren, Affen, Leoparden, Wildschweine und Tiger leben.

 


Veerapeen, der Bandit der Nilgiri Hills


Ooty-Masinagudi (Mudumulai Wildlife Sanctuary) 23.12.2002-25.12.2002

Endlich wieder auf dem Rad! Die Fahrt ins Tal nach Masinagudi war bereits der pure Genuss. Etwas mehr als 30km auf einer engen Serpentinenstrasse mit wenig Verkehr, vorbei an kleinen Feldern und durch Urwald mit exotischem Vogelgezwitscher und der Gewissheit das dort verborgen grosse wildlebende Tiere herumstreifen. Schoener haette es kaum sein koennen. Im Tal angekommen war die Vegetation dann wie im afrikanischen Busch, weit ausladene Baeume und Dornenstraeucher und spuren von grasenden Tieren. Wahrscheinlich hier ausserhalb des Parks hauptsaechlich Kuehe. Dann unsere erste Begegnung mit wild lebenden Affen. Die Makakenfamilie am Strassenrand beaeugte uns genauso neugierig wie wir sie.
Bei unserer ankunft im Ort trafen wir dann direkt auf Subu der uns zu unserem Hotel begleitete. Das Green Park Resort (300Rs ~6,4Euro) war gut gefuehrt, aber trotzdem fast leer. Ausser uns waren maximal noch zwei andere Gruppen in dem Komplex. Das lag sicher auch daran das Westler der Zugang zu dem Sanctuary zur Zeit nicht erlaubt war.
Ein gewisser Veerapeen, ein Bandit mit Robin Hood Charakter, sorgt seit einigen Jahren in den Waeldern der Nilgiris fuer Unruhe. Er und seine ca. 30 Mann starke Bande sollen Sandelholz und Elfenbein schmuggeln und auch andere Tiere wildern. Auch Geiselnahmen werden dem „Briganden“ zur Last gelegt. Die spektakulaerste war die eines indischen Filmstars.
Ich persoenlich vermute ja Veerapeen ist ein echter Cineast und hatte die Nase voll von dem Bollywood-geschmuse und gemetzele und konnte nicht dulden das die wunderbaren Nilgiris fuer so etwas misbraucht wuerden.
Andererseits ist Veerapeen so eine Art lokaler Held, der die Ureinwohner der Berge und deren Braeuche achtet vor korrupter Polizei schuetzt und dafuer sorgt dass die Natur halbwegs in Ruhe gelassen wird.
Die Polizei scheint jedenfalls nicht in der Lage, oder gewillt zu sein Ihn zu fassen. Veerapeen soll auch Verbindungen zu hohen Stellen der Politik haben, die eine effektive Verfolgung verhindern.
Wie auch immer, der Bandit der Nilgiris sorgt auf jedenfall fuer Gespraechsstoff Geruechte und Mythen.

„Schnell weg die Baeren kommen auf uns zu!!!“
Zu unserer Safari mit Subu brachen wir bei Sonnenaufgang auf. Im Nebel entlang eines Kanal machten wir uns dann auf Spurensuche. Ein frischer Kothaufen hier, ein Paar Fussstapfen da und dann der erste Baer im Halbdunkel. Nur ganz kurz sichtbar und kaum zu erkennen, sass er halb hinter einem Gebuesch auf der anderen Uferseite und war auch schon verschwunden als wir ihn entdeckten. Subu aergerte sich ueber seinen Kollegen der nach dem Entdecken der Spuren nicht geglaubt hatte das der Baer immer noch in Naehe sei. Unterwegs sahen wir ein Horde Affen in einem grossen Baum bevor wir nach einigem laufen vorbei an dichtem Gestruepp auf schmalen Trampelpfaden entlang des Wassers auf groesseres stiessen. Wir sahen in einiger Entfernung erst zwei und dann drei wilde Elefanten auf der anderen Uferseite grasen. Der Wind stand fuer einige Minuten guenstig und wir blieben untentdeckt. Dann drehte der Wind und die Elefanten nahmen unsere Witterung auf, verschwanden aber nicht sofort. Erst als Subus Kollege sich eine der stinkenden indischen Zigaretten anzuenden musste, worueber sich Subu furchtbar aergerte, verzogen sich die drei Urwaldriesen ins Dickicht.
Spaeter auf dem Rueckweg durch den Busch, blieben wir an einer kleinen Lichtung stehen und beobachteten ein Rascheln in einem ca. 20m entfernten Busch. Subu sagte das er dort „Sloth-Bears“ vermutete. Die ganze Szene mit den raschelnden Bueschen war wie aus einem alten Safari Film. Dann, ganz langsam kam ein pelzige Gestalt aus dem Busch. Ich hatte die Kamera bereit als ein zweiter und dann noch eine dritter Baer herauskamen. Als der dritte fast draussen war sagte Subu heftig „Lets go quick they come towards us. „Mist kein Foto gemacht“, dachte ich. Ich haette einfach mehrmals abdruecken sollen. Hinter dem kleinen Huegel ueber den wir gelaufen waren, sahen wir erstmal nichts mehr. Als wir uns dann gerade wieder zur Kuppe schleichen wollten wurden drei Schnauzen auf der Kuppe sichtbar. Einen Augenblick lang starrten die Baeren uns und wir die Baeren an, ohne genau zu wissen was als naechstes passieren wuerde. Dann verschwanden die Baeren grunzend. Wir sprangen auf die Kuppe hinauf und sahen nur noch die weghoppelnden Hinterteile. Auch diesmal hatte ich kein Foto gemacht. Ich aergerte mich einerseits, war aber andererseits sehr froh die seltenen Tiere ueberhaubt gesehen zu haben.
Die tolle Safari am 24.12 hatte jedenfalls unter einem guten Stern gestanden war irre spannend und wir haben eine Menge Tiere gesehen.

 

Masala Chai


Masinagudi-Ooty-Coonoor 25.12.2002-27.12.2002

Am naechsten Tag ging es dann via Ooty nach Coonor, einem zweiten Hoehen-Erhohulgsort auf ca. 1800m Hoehe.
Von dort aus unternahmen wir eine wundervolle Tagestour mit den Raedern vorbei an traumhaften Teeplantagen und durch Urwaelder zur Dolphin’s Nose. Von diesem Aussichtspunkt hat man einen wunderbaren Blick auf die St. Catherins Falls, an denen das Wasser ca. 100m in die Tiefe stuerzt. Eine unschoene Begleiterscheinung solcher Aussichtspunkte ist die Masse an Touristen die mit Bussen ueber die engsten und zerfurchtesten Strasssen herangekarrt werden. Mit solchen Touries kommen die Abgase, der Staub und der Muell. Wir goennten uns dann noch einen Masala Chai (schwarzer Tee mit Gewuerzen) bevor wir wieder zurueckradelten.

 

Buspannen, Moskitos und droenende Tempelmusik


Coonoor-Palani-Kodaikanal 27.12.2002-28.12.2002

Von Coonor aus fuhren wir ins die ca. 35km ins Tal, auch diese Abfahrt war traumhaft, und stiegen dann in Mettupalyam in einen Bus in Richtung Kodaikanal in den Palani Hills. Da es keinen direkten Bus gab fuhren wir zuerst in staubiger Hitze in Richtung Palani. In Coimbatore, der groessten Stadt in der Umgebung hatte unser Bus dann einen Getriebeschaden und alle Fahrgaeste, bis auf uns, wechselten das Fahrzeug waehrend wir nichts ahnend auf die Weiterfahrt warteten. Letztendlich wurde der Bus zur Werkstadt der staatlichen Busgesellschaft gefahren und wir warteten mehr als eine Stunde in der Mittagshitze mitsamt unserem Gepaeck vor der Einfahrt.
Am spaeten Nachmittag erreichten wir dann die Pilgesrstadt Palani am Fusse des gleichnamigen Gebirges. Fuer eine Weiterfahrt war es zu spaet und wir waren ohnehin ziemlich erschopft von der halsbrecherischen Busfahrt.
Am Abend wimmelte Palani nur so von Pilgern. Von ueberall her drohente Tempelmusik und die Luft war voller Moskitos. Mit anderen Worten die indische Ebene hatte uns wieder.

 

„Radfahrer im Nebel“ mit Mareike T. und Amiram R-D


Kodaikanal 28.12.2002-02.01.2003

Am naechsten Tag ging es dann wieder in ruhigere Berglandschaften. Kodaikanal auf seinen ca. 2100m Hoehe lag inmitten von Wolken als wir ankamen.
In den naechsten Tagen unternahmen wir mehrere Touren mit dem Rad zu verschiedenen Aussichtspunkten radelten um den sehr schoenen See herum oder gingen wandern.
Das Wetter hier in Kodaikanal unterschied sich sehr von dem dauernden Sonnenschein in Ooty. Die meiste Zeit lagen Taeler unterhalb der Stadt im Nebel, oder der gesamte Himmel war neblig. Die Wolken und der Nebel schafften aber keine truebe Stimmung, sondern waren ein spannendes Naturschauspiel, wenn man z.B. eine Wolkenfront durch eine Strasse ziehen sah und alles darin verschwand.
Wir unternahmen auch hier eine gefuehrte Wanderung, waren aber ziemlich enttaeuscht, da wir fast nur in der Naehe des Stadtgebietes blieben und diese Tour auch alleine haette machen koennen. Noch viel schlimmer war allerdings das wir am Ende in verbotene Gebiete liefen und beim herauskommen von anderen Touristen beobachtet wurden. Eine sehr peinliche Situation fuer jemanden der den Anspruch erhebt oekologisch zu reisen. Wir machten dem Guide und dem Veranstalter spaeter unmissverstaendlich klar das solche Touren in Zukunft besser in erlaubtem Gebiet bleiben sollten.
Am Sylvesterabend spazierten wir nach einem guten tibetischen Essen durch die Strassen und ueberlegten hin und her ob wir uns ein Bier kaufen sollten oder nicht. Am Ende entschieden wir uns dann aber dafuer mit Gaensewein auf das neue Jahr anzustossen. Bis ca. 22 Uhr waren die Strassen voll mit Menschen und alle Leute gingen einkaufen und schienen in grosser Feierstimmung zu sein. Wir waren gespannt auf das Gewimmel um 24 Uhr. Entgegen unserer Erwartungen gab es dann lediglich zwei Feuerwerke die zu Parties in groesseren Hotels gehoerten, aber ansonsten blieb alles leer. Keine Feiernden auf den Strassen und keine Festivalstimmung. Wir beide hielten es auch nicht alzu lange draussen aus und liessen das neue Jahr ganz ruhig beginnen.



Super Deluxe Video Coach with Dolby Surround Sound System


Kodaikanal-Auroville 02.01.2003-03.01.2003

Nun neigte sich die erste Haelfte unserer Tour dem Ende zu und wir machten uns auf den Weg in Richtung Auroville. Etwas wehmuetig weil wir jetzt fuer ein paar Monate nicht unterwegs sein wuerden, hauptsaechlich gluecklich und neugierig auf Auroville und unsere Arbeit dort.
Vor der Ankunft konnten wir aber noch eine grossartige Abfahrt vopn Kodaikanal in die Ebene geniessen. So wenig Verkehr wie nie zuvor in Indien ging es ca. 60km bergab bevor wir am Abend in den Super Deluxe Video Coach mit Dolby Surround System stiegen. Haetten wir nur vorher gewusst was uns erwartet. Eigentlich wollten wir ja mit dem Zug fahren, hatten aber zu spaet das Ticket kaufen wollen. Nun aber sassen wir mit einer Gruppe Studenten aus dem Oman und indischen Reisenden in einem von aussen ganz nett wirkenden Fahrzeug, das siche waehrend der Fahrt aber zu einer Folterkammer verwandelte.
Nein diesmal war es nicht der hoellische Fahrstil, das haetten wir aushalten koennen. Nein es war die Video und Soundanlage die uns die Nerven raubte.
Die Qualen begannen als der Busbegleiter eine Videokassette mit indischen Musikvideos einlegte und wir eine stundenlange Dauerbeschallung ueber uns ergehen lassen. An Schlaf war da nicht zu denken. Als die Kassette dann irgendwann mitten in der Nacht zuende war, wurde gleich ein Tamilischer Blockbuster hinterher geschoben, zwar nicht ganz so laut und quitschig aber immer noch eine Folter fuer jeden Kinoliebhaber.
Irgendwann morgens um vier, der zweite Film hatte Gott sei dank normale laenge gehabt und war seit einiger Zeit zuende, kamen wir in Vettupalayam an und entluden unsere Raeder. Erleichtert, dass sie diese Fahrt unbeschadet ueberstanden hatten beluden wir die Bikes und radelten nach einer kurzen Pause durch die stockfinstere Nacht in Richtung Pondycherry. Schlaftrunken fuhren wir die ca. 40km erst in Finsternis und dann dem Sonnenaufgang ueber dem Meer entgegen. Bei sehr geringem Verkehr und relativer Ruhe, die Tempellautsprecher starteten um ca. 5 Uhr ihre grausame Beschallung, war das fahren angenehm und eine neue geradezu surreale Erfahrung. In Pondy dann der Golf von Bengalen.
Seit der Tuerkei waren wir nicht mehr in der Naehe eines Meeres gewesen. Muede, mehr von der Busfahrt als vom radfahren, und ziemlich zerknittert schossen mir Bilder der inzwischen zurueckgelgten Strecke in den Kopf: Die iranische Wueste, Beluchistan, die gruenen Waelder der Nilgiri Hills.
Ich empfand ploetzlich eine sehr grosse Zufriedenheit und Ruhe und hatte das gute Gefuehl unser erstes Ziel erreicht zu haben. Die Erinnerung an die Strapazen, speziell in den Wochen in Delhi und Chennai schrumpfte und ich hatte Lust auf das was vor uns lag.