Route: Bazargan-Tabriz-Teheran-Esfahan-Yazd-Bam

03.10.02 - 21.10.02 “Turkish Delights” und “Welcome to Iran”

In Bazargan, dem ersten Ort auf iransicher Seite kaufen wir eine Iran-Karte von “Gita Shenassi”, in die noch mehr Orte eingetragen sind als in unserer.
Ganz gespannt auf dieses neue Land, von dem wir nicht das beste Bild haben, radeln wir nach Maku, die Stadt, die mitten in eine Schlucht gebaut wurde. Der am haufigsten gehoerte Satz ist: Welcome to Iran!
Richtung Ev Oghli fuhren wir die ersten Kilometer bei Tempo dreissig und die Umgebung war GRUEN! Wir uebten Zahlen lessen und stellten bald fest, dass die Kilomteterangaben nicht ganz zuverlaessig sind. In einem Dorf konnten wir trotz arger Bemuehungen kein Brot (im Iran moistens mit Pfannekuchengeschmack) kaufen, man schenkte es uns! In Ev Oghli gab es weder ein Gaestehaus nch ein Hotel, aber wir konnten im Gebetsraum einer LKW-Raststaette uebernachten.
Am naechsten Tag kamen wir in die sehr konservative Stadt Marand, wo die Frauen nahezu alle einen Shador tragen. Hier wurden wir zum Tee eingeladen und bekamen Kekse und Sprit fuer unseren Kocher geschenkt. Letzteres wohl deshalb, weil man hier fuer einen Dollar 15 l Sprit kaufen kann und es so fuer unsere 0.3l einfach keinen Preis gab. So laechelte der Tankstellen-Cowboy (Cowboy-Hose und T-Shirt mit amerikanischre Flagge) nur freundlcih und gab uns die Flasche vollgetankt zurueck.
Bei einer Pause hielt ein Auto an, drehte, kam auf uns zugefahren und schenkte uns jeweils in einem Plastikbecher Tee ein und freute sich, uns zu sehen. Auch er hiess uns herzlich willkommen im Iran!
Wir fanden einen Platz fuer unser Zelt and einer Raststaette auf einer Wiese, wo man noch Aepfel fuer uns von einer Plantage klaute.
Auf einer stark befahrenen Strasse fuhren wir Richtung Tabriz und trafen einen Rennradfahrer, der uns bis in die Stadt begleitete und mit uns von Hotel zu Hotel fuhr, um eins fuer unser Budget zu finden. Wir wohnten im Hotel Mashad (30.000 IR plus 4.000 fuers Duschen; 7.900 IR sind etwa 1 Euro). Im Bazaar trafen wir auf den legendaeren Nasser Khan, dem Leiter des Touristeninformationsbueros, der uns den Bazaar und Moscheen zeigte und uns zu einem Restaurant fuehrte, wo wir vegetarisch essen konnten. Ausserdem machte er michdarauf aufmerksam, dass ich keine Socken tragen muesse, dies sieht ein Gesetz vor, das vor 3 Jahren in Kraft getreten ist. Er verabredete sich mit uns fuer den fruehen Abend und wir fuhren in ein Viertel, in dem die bessser verdienenden leben. Dort tragen die Frauen ihr Kopftuch recht nachlaessig, sind bunt angezogen und flierten auch mit Maennern. Nasser fuehrte uns in eine Eisdiele und machte uns mit dem Zeigefinger auf all die schoenen Frauen aufmerksam. Nach dem Eis lernten wir ein Maedchen kennen, das mir riet, mir ein Kopftuch zu kaufen, dass nicht so leicht vom Kopf rutscht. Sie war auch dabei, als wir nach in eine Sprachschule gefuert wurden, wo uns eine Frauenklasse auf englich lauter Fragen stellen sollten. Am schwierigsten war folgende: Wuerdet Ihr fuer laenger im Iran leben wollen? Nasser schleppte uns in einen neu eroeffneteten Laden, weil es ueblich ist, dass Gaeste dann Tee und Gebaeck angeboten bekommen. In einem Schmuckladen, der erst am folgenden Tag neu eroeffnene wuerde, schleppte man Sessel fuer uns an und servierte Tee. Das war doch rech unangenehm fuer uns. Zum Abschluss gab es dann noch Karottensaft und einen Bananenshake.
Am naechsten Morgen beobachteten wir auf dem Weg zu unserer Verabredung mit Nasser wie eine Ladung Haehnchen aus einem LKW auf die Strasse gefallen war und wurden von Nasser in ein Fruehstueckslokal gebracht, dann zum Friseur und am Nachmittag ins Hamam. Fuer Amiram war diese Erfahrung sehr entspannend, fuer mich anstrengend, weil ich erst den Dresscode bestehen musste, den ich nicht kannte und ich dann doch allen bloed angeguckt wurde.
Nasser lud uns dann alle auf eine Hochzeit ein, deren Gastgeber ihm ebenso unbekannt waren wie uns und wir wurden wieder mit Tee und Gebaeck verkoestigt. Auf geschlechlich getrennten Partys selbstverstaendlich.
Am Abend flanierten wir dann wieder durch die Fussgaengerzone und bekamen im Schmuckgeschaeft lauter leckere Suessigkeiten serviert. Ach!
Es waren zwei sehr entspannte Tage, bei denen wir uns um nichts kuemmern mussten, Nasser plante unseren Tagesablauf und wir hatten eine Menge Spass!!

22.10.02 Esfahan

"Women in Black"

Nicht alle Frauen, aber doch die grosse Mehrheit tragen das schwarze traditionelle Tuch um Kopf und Koerper. Es ist geradezu der Inbegriff fuer ein typisches Bild des Iran. Schador oder nicht Schador scheidet aber auch hierzulande die Geister. Junge Frauen und Maedchen aus besserem Hause und Frauen denen weder Mann noch Familie vorgibt den Schador anzuziehen
tragen einen Mantel und ein Kopftuch, beides in der Regel auch schwarz. So farbenfroh die Mosaiken auf den Moscheen und anderen Gebaeuden auch sind die Bekleidung im Iran wird sehr stark von Schwarz dominiert.

In Esfahan angekommen bewundern wir die unglaubliche Schoenheit der persischen Architektur. Riesige Kuppeln die mit filigranen Mosaiken in blautoenen das Sonnenlicht reflektieren. Die bemalten Kacheln bedecken oft gesamte Gebaeude inklusive der Kuppel.
Dann der wunderschoene riesige Emam Khomeni Platz, der von der Emam Moschee und der Lotfallah Moschee domniert wird. Ein geradezu unwirklich anmutender Anblick bei auf oder untergehender Sonne.

In dem Amir Kabir Hostel, in dem alle auslaendischen Reisenden unterkommen, treffen wir Michaela und Stefan wieder. Die beiden Radler aus Muenchen hatten wir in Dogubayezit getroffen. Ausserdem noch Gerd der mit Rad und Anhänger aus dem bayrischen Schwabenland hierher geradelt war. Der Iran ist fuer eine Menge Radler ein Nadeloehr in dessen Hostels man sich trifft. Alle drei wollen wir weiter in Richtung Pakistan.
Ausser den Radlern gibt es natuerlich noch jede Menge Backpacker und auch Motoradfahrer. Martin und Oliver aus dem Hunsrueck sind in Osteuropa getrampt und wollen auch weiter in Richtung Indien. Wir alle die durch Pakistan wollen sind uns nicht so ganz im klaren ob und wie sicher Pakistan im Moment ist. Die aus Pakistan kommenden geben Tips und Stueck fuer Stueck macht sich jeder sein Bild eines Landes, in das im Momant sicher nur ganz wenige Westler reisen.
Mit Olli und Martin verabreden wir uns fuer ein treffen in Bam, im Sueden des Irans, von wo aus wir dann vielleicht zusammen mit dem Bus bis Quetta durchs wilde Beluchistan fahren wollen.

22. - 24.10.02 Esfahan-Yazd 3 Tage Gesamtstrecke=4836km

22.10.02 Esfahan-Kasul Abad, s=125,97km t=6:12
23.10.02 Kasul Abad-Ardakan, s=154,04km t=6:12
24.10.02 Ardakan-Yazd, s=52,81km t=2:30

"Hello Mister"

Dieser Satz wurde mir dauernd im Iran dauernd nachgerufen. Nicht immer wollten die Leute dann mit mir sprechen nein einfach nur Hello Mister. Die naechste Frage war die nach meinem Land und dann nach meinem Namen. Mareike ruft mich nun auch ab und an mit "Hello Mister".

Raus aus Esfahan und hinein in die Wueste. Mareike immer schoen mit langer Hose, langaermeligem Hemd. Ich Ketzer ziehe meine Hose immer aus sobald wir aus einer Stadt raus sind. Radlerhose und T-Shirt sind kein Problem fuer einen Mann solange er Sport treibt. Eine Ungerechtigkeit mehr. Das unglaublichste aber ist die Tatsache das Frauen weder Raeder noch Motorraeder fahren duerfen. Der Hohn ist das sie bei letzteren hinten sitzen duerfen.

Windhosen rechts von uns in der Wueste waren ein tolles Naturschauspiel. Haette der Wind uns nicht von vorne ins Gesicht geblasen, so dass wir nur sehr langsam vorwaerts kamen dann haette ich das Ereignis sicher noch mehr geniessen koennen. Zu allem Ueberdruss ging es spaeter auch noch bergauf. Ein paar km vor der Kuppe gab es wieder eines der "Hello Mister" treffen. Zwei junge wohlhabende Iraner wollten uns unbedingt mit ihrer Videokamera filmen. Nicht aber in Fahrt wurde gefilmt sondern es stellte sich jeweils einer der beiden neben uns wahrend wir nassgeschwitzt Wasser tranken oder etwas gelangweilt in die Weltgeschichte schauten. Diese selbstgedrehten "Blockbuster" liebe ich geradezu. Wenig spaeter durften wir auf dem Gelaende einer Raststaette campieren. Der Restaurantbesitzer, ein Anhaenger der Zartosh Religion (die alte persische Feuerreligion) liess waherend unserem abendlichen Gespreach keinen Zweifel an seinem Unmut ueber die iranische Regierung. Er verglich Ayatollah Khamenei gar mit Hitler. Was ich besser unkommentiert liess.

Die naechste Etappe wurde mit ueber 154km unsere bisher laengste. Am Abend uebernachteten wir einmal mehr in einem Gebetsraum einer Tankstelle.
Tanken im Iran der Traum jedes Autofahrers der Alptraum aller Oekos: 15l Benzin fuer 1USD. Das ist massiv staatlich subventioniert. Klimaschutz oder Luftreinhaltung ist hier garnicht bekannt.
Der Iran eignet sich wie bisher kein anderes Land zum "km-fressen": Ebene Strassen mit einem super Belag, man koennte hier sogar Inline Skaten In dieser Region zweispurige Strassen. Zeitweise war die Gegenfahrbahn mehrere hundert m entfernt, so dass der Verkehrslaerm minimal war.
Die Temperatur hielt sich auch unter 30°C im Schatten; so dass wir auch in der Mittagshitze fahren konnten. 120km sind bei solchen Bedingungen voellig normal.

26. - 28.10.02 Yazd-Kerman

26.10.02 Yazd-Wueste vor Shems; s=125,35km t=5:50h h=1463m : 31.02.872N 55.03.143E
27.10.02 Wueste vor Shems-Rafsanjan; s=143,27km t=6:27h h=1565m : 30.21.376N 55.03.143E
28.10.02 Rafsanjan-Kerman; s=105,44km t=4:41h h=1677m

"Lawrence von Arabien"

Mehr als einmal habe ich Bilder dieses Films vor meinen Augen gehabt, waehrend wir durch die iranische Wueste radelten. Als wir dann kurz vor Yazd waren erinnerte ich mich speziell an die Szene als Lawrence voellig erschoepft auf seinem Kamel in ein Lager ritt. Wir waren zwar nicht so erschoepft, aber mir gefiel die Vorstellung etwas spannendes zu tun und Kindheits-erinnerungen die Abenteuer bedeuteten mit meiner Realitaet zu verschmelzen.

In Yazd, das mit seiner aus Lehm gebauten Altstadt eine tolle Wuestenatmosphaere verstroemt, trafen wir Edwin Tucker, einen Radler aus Neuseeland. Ich hatte bereits in Dogubeyazit via Internet mit ihm Kontaktgehabt. Wir beschlossen kurzerhand am naechsten Tag gemeinsam weiter in Richtung Kerman zu radeln. Eddy ist auf dem Weg um die Welt mit dem Rad, und hat sich zum Ziel gesetzt nur erneuerbare Energie zum Transport zu verwenden. Besser als das geht es nicht. Bei http://www.howsmycycling.com/ gibt es mehr ueber ihn und seine Tour.

Der erste Tag zu dritt in der iranischen Wueste mit zweispurigen Strassen und breitem Seitenstreifen war ein Genuss. Es gab so viel zu erzaehlen das die Stunden wie im Fluge vergingen. Genau wie Eddy hatten wir riesige Lust mal wieder ins Kino zu gehen und erzaehlten deshalb viel von Filmen die uns irgendwie an unsere aktuelle Situation erinnerten. Eddy erinnerten die Lehmstaedte an den Wuestenplaneten aus Star Wars, was mir genauso ging.

Unser Zeltplatz mitten in der Wueste war einmal mehr ein einmaliges Erlebnis. Das Kochen und zelten unter sternenklarem Himmel mitten in der Wueste war einfach unglaublich schoen. Mit Eddy suchten Mareike und ich spaeter noch Satelliten am Himmel und genossen unseren Abend aus vollen Zuegen.

"Cyclists love cyclists"

In Anar trafen wir beim Vorraete auffuellen einen Mountainbiker der bereits Radler aus aller Herren Laender in seinem Ort getroffen hatte. Er hatte eine Menge Fotos von all den Radlern und lichtete auch uns ab. Er war wirklich uebergluecklich uns getroffen zu haben und sagte mir dann "Cyclists love
cyclists" dem ich aus vollem Herzen zustimmen konnte. Von der Entfernung zwischen Yazd und Kerman muss man in Kerman zumindest Wasser auffuellen, was erklaert das so viele Radler hier anhielten.

"For my people"

Seit Anar waren so viele Fliegen um uns herum gewesen das wir moeglichst schnell assen um der Plage zu entfliehen. Als Edwin dann auch noch eine Kamikazefliege in den Hals flog waren wir uns sicher das es sich dabei um iranische Kampffliegen handeln muesse, die uns imperialistischen Westlern das leben schwer machen sollten. In Anlehnung an ein nicht sehr friedliches Strategiespiel kreeirten wir einen Schlachtruf fuer unsere fliegenden Quaelgeister: "For my people"

30.10. - 31.10.02 Kerman-Bam

30.10.02 Kerman-Berge bei Ney-Bid s=95,45km t=5:07 Koordinaten: 29Grad41.401 57Grad37.773
31.10.02 Berge bei Ney-Bid-Bam s=107,96km t=4:01 Vav:26,85km/h

Der erste Tag nach unserer Abfahrt war untypisch bergig fuer den Iran, wir ueberwanden mehr als 800 Hoehenmeter. Da die Strasse nach Mahan nur einspurig war machten uns einige LKW sehr zu schaffen. Teilweise fuhren die Laster so dicht an uns vorbei das sie uns fast beruehrten. Einmal bevoerderte mich das sogar in den Strassengraben.
Am Abend fanden wir in der mondaehnlichen Wuestenlandschaft einen idealen Schlafplatz hinter Huegeln auf der Bergkuppe.

Den naechsten Morgen ging es sehr lange bergab bevor wir wieder so richtig in steiniges Oedland kamen. Sehr heisser drehender Wind machten die letzten km vor Bam ziemlich anstrengend. Dafuer war die Einfahrt nach Bam dann wie der Einzug ins Paradies: Wasser, bluehender Oleander und Palmenplantagen links und rechts von uns waren wie ein Traum in der von Wueste umgebenen Oasenstadt. Ein wenig traurig war allerdings das unsere tolle Zeit mit Eddy schon vorbei war.

Wir quartierten uns in Akbars Guest House ein, in dem wir dann Olli und Martin wie in Esfahan verabredet wieder trafen. Leider hatte die beiden ein verdorbenes Essen darniedergestreckt, und an eine Wiedersehensparty war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. In dem Hostel war es Mareike zum ersten mal seit unserer Einreise in den Iran moeglich ophne Kopftuch herumzulaufen. Dies war moeglich da nur auslaendische Gaeste in dem Hostel uebernachten duerfen.

Die Zitadelle Arg-e-Bam bietet eine Kulisse wie aus einem kolossalen Hollywood Schinken. Noch beeindruckender wird der Anblick der riesigen Burg aus Lehm mit seiner geschlossenen Mauer bei dem Gedanken das zu Bluetezeiten bis zu 11.000 Menschen in der heute unbewohnten Stadt innerhalb der Burgmauern lebten. Bam mit der Arg, den Palmen und allem Gruen laeuft Esfahan meiner Meinungnach den Rang als eindrucksvollstes Erlebnis ab. Die Oasenatmosphaere war unglaublich entspannend und wir verbrachten sehr schoene Tage dort.

04.11.2002 Bam-Zahedan-Mir Javeh

"Durchs wilde Beluchistan"

Vier Tage nach unserer Ankunft brachen wir gemeinsam mit Martin und Olli in Richtung Pakistan auf. Erst mit dem Bus nach Zahedan, dann weiter mit einem Pick-Up bis zur 96km entfernten Grenze.
Je naeher wir der Grenze kamen desto spannender wurde es. Unser Fahrer erzaehlte uns auf den letzten km von 6 Polizisten die erst kuerzlich von Schmugglern erschossen worden seien.Ausserdem zeigte er uns in der Ferne Schmugglerpfade, die man mit dem blossen Auge erkennen konnte. Hier wird von Elektronikgeraeten bis zu Oel alles geschmuggelt

Hier ein paar Tips zum radeln im Iran:

Ab Oktober ist es kuehl genug um zu radeln Campen in unbewohnten Gebieten ist moeglich. Immer gut sind auch Raststaetten, dort kann man fragen ob man sein Zelt aufstellen kann. Wasser sollte man immer genug fuer einen Tag mit sich fuehren. Wir starteten pro Tag und Nase mit ca. 7l was fuer kochen, trinken und Zaehneputzen reicht. auf unseren Strecken war das maximum an Strecke ohne Wasser ca. 96km