Route: Timisoara-

18.08.02 RUMAENIEN!!! oder: Das Land vor dem uns alle gewarnt hatten!!!
(jetzt muss man sich ein wenig Wild Western Musik vorstellen um die Spannung zu erhoehen und los geht's)

18.08.02 Szeget - Timisoara(Rumaenien) 121, 84 km 6,04 h Fahrtzeit

Der Grenzuebertritt gestaltete sich recht unkompliziert und wir mussten schmunzeln, eine Menge deutscher Autos zu sehen, deren Inhaber eindeutig Deutschrumaenen waren und im Sommer die Familie zu Hause besuchten.
Sofort merkte man, dass man sich nun in einem anderen Land befand. Kuehe und Huehner liefen gemuetlich ueber die Strassen und man konnte noch das Erbe der ehemaligen kommunistischen Reigierung sehen: viele viele leerstehende Agrargrossbetriebe, die einen gespenstischen Eindruck hinterliessen.
Sehr spaet abends trafen wir in Timisoara auf dem Campingplatz ein und uns fiel ein, dass es in Rumaenien ja schon eine Stunde spaeter war.
Die Preise fuer den Campingplatz errechneten sich in unserem Fall wie folgt: 2 Euro pro Person, 2 Euro pro Person und Zelt und je 1 Euro pro Fahrrad. Dieser Preis galt auch erst nach ein paar Nachrechnungen, die wir der Dame an der Rezeption vormachten. Naja. Erst mal was Essen. Beilagen gab es nur in Verbindung mit einer Hauptspeise, die aus Fleischbestand, hm nix fuer uns, das Bier stand schon wie von alleine auf dem Tsich, das tranken wir dann und verliessen das Territorium, um in einem Restaurant mit livemusik-Disse eine sehr gute Pizza zu essen.

19.08.02 Timisoara - Sag (sprich: Schag), 30,42 km 2,19 Fahrtzeit.

Wir lernten noch am Morgen beim Zeltabbauen Uli und seine Freundin kennen, die auf dem Weg nach Afrika und spaeter auch in die Mongolei sind und mit denen wir 2 Tage zuvor noch unsere links ausgetauscht hatten.
Die Stadt ist ganz schoen und wir hatten eine Menge zu erledigen, in Einzelheiten wuerde das allerdings nicht so recht spannend, also nur 2 Dinge: eine alte unangenehme deutschsprechende Dame, die sich in der Bank vor mich gedraegnelt hatte, erzaehlte mir von ihren in Deutschland lebenden Kindern, die Sie so schrecklich vernachlaessigten und zerrte mich zu einer Wechselstube mit guten Konditionen.
Am Ausgang dieser Stadt steht ein sehr riesiges uraltes Kraftwerk, das Amiram voellig in den Bann zog, waehrend ich in Anbetracht der vorgerueckten Zeit, unruhig auf meinem Sattel hin und herrutschte und schnell einen Schlafplatz organisieren wollte.
Den fanden wir auch und zwar in einer Tankstelle, genauer gesagt, im Partyraum einer Tankstelle, deren besten Tage gezaehlt waren, seit eine moderne Grosstankstelle gegenueber aufgemacht hatte, so zumindest unsere Interpretation.

20.08.02 Sag - Valiug 122,02 km 6,53 h Fahrtzeit

Zum Fruehstueck genehmigten wir uns eine Melone, die wir von einem noch verschlafenen Verkaeufer erstanden, der, als wir ankamen noch dabei war, seine Meloenchen mit einem Stoeckchen zu schlagen, vielleicht um ihnen einzutrichtern, gute Preise zu erzielen. Wir lernten zwei Jungs aus Timisoara kennen, die mit den Rennraedern unterwegs waren und uns Tipps zur Strecke gaben.
In Resita machten wir Halt und machten es uns im Aristokrat gemuetlich, da der Campingplatz schon ausgeschildert war und wir ihn in naechster Naehe erwarteten.
Allerdings erfuhren wir von Einheimischen, dass dieser sich so ungefaehr in 20 Kilometern Entfernung befinden sollte, in den Bergen. Also fuhren wir los, bergauf. 20 Kilometer bergauf. Es daemmerte und wir waren uns nicht so ganz sicher, wo sich wohl die Braunbaerenpopulation von Rumaenien aufhalten wuerde.
Endlich kamen wir in dem uns genannten Dorf an und trafen auch hier wieder auf einen Deutschen, der uns noch mal 8 Kilometer weiterschickte. Es war kalt, wir waren k.o., hatten Hunger und keine Lust mehr zu radeln, aber was blieb uns wohl uebrig. Der Herr hatte uns zu Benno geschickt, einen ebenfalls deutsch sprechenden, bei dem wir warmes Essen erwarten konnten und eine Unterkunft.
Auf diesen 8 Kilometern trafen wir noch auf ein paar Plaetzchen, von denen wir glaubten, sie seien unser Ziel, trafen auf Spaziergaenger, was uns beruhigte, stiessen auf einen LKW, der in voelliger Dunkelheit ohne Licht fuhr, kamen an einem Schwein vorbei (ein Natoschwein, wie wir spaeter erfahren sollten) und landeten schliesslich bei Benno, der uns ein Zimmer und etwas zu essen anbot. Wir bauten unser Zelt auf und bestellten viele gute Sachen zu essen unter anderem Maisbrei mit Schafskaese, ein typisch rumaenisches Gericht.

21.08.02 Valiug-Mehadia s=94,45km t=5:39h

Heute gab es die gefuerchteten rumaenischen Nebenstrassen. Durch die Berge ging es ueber gnadenloses Kopfsteinpflaster und ueber extreme Steinpisten. Letztere zum Glueck nur bergab. Das machte Spass, zumindest mir auch wenn man nur langsam vorwaerts konnte. an einer unglaublich malerischen Lichtung mit Bach, Milkakuehen auf einem Berghang legten wir eine laengere Rast mit Kochen und Mittagessen ein. Die Stelle sah genau so aus wie ich mr den idealen Campingplatz ertraeumt hatte.
Wehmuetig verliessen wir diese Idylle wieder mit der gewissheit das Rumaenien einige wunderschone Plaetze fuer Reisende bereit haelt.
Kurz hinter Mahadia fanden wir am Abend erschoepft einen Campingplatz der fast hygienisch rein wirkte. Ein "deutscher Patron beim alles super" sei, sollte der Besitzer sein. Nicht ganz billig war es, aber dafuer hatte der deutsche Schaeferhund des Gelaendes sein Geschaeft direkt auf unserem Platz erledigt. Soviel also zur deutschen Sauberkeit. Wir waren jedenfalls heilfroh einen Platz mit schoener Dusche gefunden zu haben. Zudem campierten zwei weitere Berliner Radler auf dem Campingplatz, was die Atmosphaere weiter auflockerte.
Landschaftlich war die Umgebung berauschend. Die bewaldeten Haenge links und rechts liesen es am Abend viel kuehler werden als in den Ebenen der Puszta.

22.08.02 Mehadia-Buenza s=81,64km t=3:55h

Zwei tage noch in Rumaenien so hatten wir uns ueberlegt. Solange wuerden wir bis zum Grenzuebergang mit Donaufaehre nach Calafat brauchen. Vor dieser Route hatte uns der Koelner Besitzer des Campingplatzes vor unserer Abfahrt eindringlich gewarnt: "Alles voll mit aggressiven Zigeunern". Diese suchten wir wahrend der Fahrt dann allerdings vergebens.
Die beiden anderen Berliner, Goetz und sein Freund wollten noch zwei Tage auf dem Campingplatz pausieren da sie beide eine Magenverstimmung hatten. Vielleicht eine Salmonellenvergiftung nach dem Genuss eines nicht ganz garen selbstgemachten Omelettes.
Gute Besserung an euch beide und kommt gut weiter.
Uebernachten konnten wir bei einer ganz lieben Familie die uns auf Nachfrage nach Zeltmoeglichkeit in Ihrem Dorf zu sich ins neugemachte Wohnzimmer einquartierten, natuerlich ohne auch nur einen Lei dafuer zu nehmen. ARD via Satellit inkulsive. Es war richtig schoen bei den beiden und ihr kleiner Sohn fand Mareike und mich auch recht spannend, jedenfalls sprang er bis spaet abends wie wild auf dem Sofa herum und grunzte dabei wie ein Ferkelchen.. Die beiden Eltern arbeiteten derweil unermuedlich in Geschaeft und Garten. Die Frau sogar sichtbar schwanger.

23.08.2002 Calafat-Vidine(Bulgarien)-Sofia

Wieder sahen wir ausser einem Minicoinvoi bestehend aus drei planenbedachten Pferdekarren keine wilden Zigeunerbanden mit denen wir uns herumpruegeln mussten.
Die Karren sahen aus wie die die man aus den alten amerikanischen Western kennt. Nur eingeschrumpft. Ich dachte nicht das ich ein solches Bild zu sehen bekommen wuerde. Leider war die Batterie meiner Kamera im falschen Moment leer und Mareike schaffte es bei einem Stop nicht ein Bild mit ihrer Kamera zu schiessen. Es gab spaeter zu unserem Unmut keine Gelegenheit mehr ein Bild zu schiessen.
Mit der grossen Donaufaehre ging es fuer 6 Euro pro Person nach Bulgarien. Die erwartete Abzocke blieb aus. Die Fahre faehrt alle halbe Stunde.
In Vidine auf bulgarischer Seite organisierte uns ein Mann der Mareike fragend vor dem Bahnhofschalter stehen sah die Fahrt mit dem Bus nach Sofia. Wir konnten es kaum glauben. an einem Tag nach Sofia, sofort einen Bus bekommen, die Raeder nach der holperigen Fahrt in Ordnung und dann auch noch ein Zimmer. Das war unser Glueckstag. Morgen schauen wie es weiter geht nach Istanbul.