25.08.2002 Sofia - Istanbul
Noch ein Nachtrag zum vorangegangenen Tag: Folgende Szene: Wir sitzen in einem Cafe direkt vor dem Theater und warten auf einen Eisbecher, der der beste unseres bisherigen Lebens sein sollte. Ich blaettere in unserem Reisefuehrer und moechte Amiram ein paar Sehenswuerdigkeiten schmackhaft machen. Sein Kommtar dazu: Ich brauch’ jetzt erst mal jemanden, der mir sagt, wo es hier ein Internetcafe gibt. Kultur?!?26.08.2002 Istanbul
Man koennte seitenweise ueber diese beindruckende Stadt erzaehlen, versuchen, diese Stadt in Bildern zu beschreiben, aber beschraenken wir uns auf das Wesentliche und die Highlights:27.08.2002 Istanbul
Die Aya Sofia, eine ehemals christliche Kirche praegte alle nachfolgenden Moscheen in ihrem Baustil. Die Blaue Moschee gegenueber ist nicht minder beeindruckend, wird allerdings im Gegensatz zur Aya Sofia noch als Moschee genutzt.28.08.2002 Istanbul
So, in aller Kuerze die Highlights dieses Tages: das Sultanahmed, die Burg in Istanbul, ganz insbesondere das Harem und die Lightshow am Abend vor der Blauen Moschee, bei der zufaelligerweise heute die Geschichte Istanbuls auf deutsch erzaehlt wurde.29.08.2002 Istanbul
Von den beiden Radlern hatten wir den Tip bekommen, bei Radproblemen beim absoluten Mountainbike-Guru der Tuerkei vorbeizufahren. Wir fanden ihn und seinen Radladen: “Yesil-biciklet” in einer besseren Wohngegend und er half uns, unsere Gepaecktraeger so neu zu montieren, dass sie nicht staendig Gefahr laufen, sich vom Rahmen zu reissen.30.08.2002 Istanbul – Bozahlat 78,37 km
Mit der Schnellfaehre, die anscheinend so schnell faehrt, dass man nicht an Deck stehen durfte und somit auch kaum etwas sehen konnte, setzten wir ueber nach Yalova. Wir wollten Richtung Cannakale und erlebten eine Fahrt, die sich hoffentlich nicht wiederholen wird. In knallender Hitze fuhren wir auf einer von LKWs jeglicher Art stark befahrenen Strasse bergauf. Der Spassfaktor war irgendwo im Minusbereich und wir schafften es noch bei einer kleinen Tankstelle unser Zelt aufzubauen, um zu schlafen. In der Naehe war ein fleissiger Bauer noch bis lange nach Einbruch der Dunkelheit im wahrsten Sinne des Wortes am ackern.31.08.2002 Bozahlat – Denizkent 111,82 km; 5:35 h
Der folgende Tag war landschaftlich so oed, dass wir uns langweilten. Ausserdem gab es viele, sehr viele Kilometer kein Wasser zu kaufen und wir gaben uns schliesslich geschlagen und tranken Cola. Wir wurden von einer tuerkischen Frau, die in Genf lebt, angehalten und bekamen als Anerkennung eine echte schweizer Schokolade geschenkt. Sie versprach uns, sollten wir uns noch einmal treffen, Turkish Delight. Was ein Angebot!!!01.09.2002 Denizkent – Lapseki 86,87 km; 4:28 h
Nach einer Nacht direkt am Meer gings weiter Richtung Sueden und nach einer Fahrt in ekelhafter Hitze fanden wir abermals einen Platz am Meer unter einem Feigenbaum fuer unser Zelt. Nachdem wir am Hafen etwas gegessen hatten und uns schlafen legen wollten, stellten wir fest, dass in der Zwischenzeit eine Fessttafel direkt neben unserem Zelt aufgebaut worden war. Wir waren so muede, dass wir mit den Hintergrundgeraeuschen eines Festes einschliefen.02.09.2002 Lapseki – Troia – Ezine 99,43 km; 5:11h
Weil ich die Schlafplaetze immer sehr wichtig finde, hier noch die Beschreibung von zwei weiteren. Am kommenden Tag wurde es immer spaeter, bis wir etwas geeignetes fanden, nachdem wir ein Hotel ablehnten, weil man uns zuerst zusagte ,dass wir die Raeder mit aufs Zimmer nehmen koennen, dies aber wieder revidiert wurde. Als zweites fanden wir eine Wiese neben einem Festplatz ganz passabel. Allerdings haette diese Wahl vermutlich dazu gefuehrt, dass wir nicht Zuschauer des Festes, sondern sicherlich als weitere Attraktion des Jahrmarktes fuer dessen Besucher gedient haetten.03.09.2002 Ezine-Bergama 103,3 km; 5:43 h
Den naechsten fanden wir nach weiteren 100 Kilometern auf einem eingezaeunten Campingplatz, an dessen Tor “Bitte Klingeln” stand. Da sich auf unser Klingeln hin keiner meldete, entschlossen wir uns, unser Zelt trotzdem aufzubauen. An das Tor haengten wir einen Zettel mit einer kleinen Notiz, sollten die Besitzer wiederkommen.
Nun zum Radfahren in der Tuerkei:
Das Fahren stellt andere Anforderungen als noch in Osteuropa. Es ist trotz
der Jahreszeit ein ganzes Steuck heisser und die Tuerkei ist schon hier
sehr bergig. Vorgestern hatten wir von Fethiye nach oeluedenýz
zum Strand den haertesten Aufstieg. Nun waren zwei tage Erhohlung angesagt.
Wenn nicht gerade Wolken die Sonne mindern ist eine Mittagspause von spaet.
12:30 bis ca. 15:30 ein Muss! Die Strassen entlang der Kueste sind in
der regel recht neu und stark befahren. Dafuer ist der Belag so grob das
man foermlich festklebt. Speziell neue Strassen scheinen nach folgendem
Muster gebaut worden zu sein: Eine Menge grober Schotter drauf und hinterher
nicht zu viel Teer drueber. Die Lebensdauer solcher Strassen mag hoerher
sein bei den Massen an LKWs die darueber rollen, aber zum radeln sind
sie echt ekelig. hinzu kommt das sich diese Fahrbahnen bei regen in eine
glitschige rutschpiste verwandeln.
Ganz besonders ans Herz gewachsen sind Mareike und mir die LKW und Busfahrer.
Wenn kein Platz zum ueberholen vorhanden ist faehrt man so dicht an uns
heran das wir das Fahrzeug streicheln koennten. Ein anderes nettes Feature
sind die rechts ausblasenden Auspuffe; Dieselruss in seiner besten Seite.
Dolmuse, nein das ist nichts zum essen, sondern das sind die Minibusse
hier in der Tuerkei uebertrumpfen alle anderen Verkehrsteilnehmer durch
Hupkonzerte fuer uns und halsbrecherische Ueberholmanoever. Speziell die
Hupe ist das absolut wichtiste Utensil an einem Fahrzeug in diesem Teil
der Welt. Ob zum Gruessen zum verscheuchen oder einfach weil es Freude
macht; gehupt wird immer und ueberall. Unsere tuerkischen Michael Schuhmacher
Verschnitte am Steuer der Dolmuse lieben es geradezu direkt neben uns
kraeftig auf die hupe zu druecken um nochmals zu unterstreichen, wer hier
der King of the Road ist.
Und was ist sonst passiert: Mir ist ein Stueck Zahn abgebrochen, trotz Zahnarztbesuchen vorher, Unwetter mit Hagel, Luftpumpe verloren etc. etc.
Morgen geht es weiter nach Antalya und dann in Richtung Konya. Das Meer werden wir dann fuer lange Zeit nicht mehr sehen, dafuer aber sicher andere spannende Gegenden.05.09.02 - 15.09.02 Bergama - Fethiye
(Bergama-Candeli Coerfezi s=23.28km t=1:08)
(Candeli Coerfezi-izmir-Bulgurca s= ca. 120km)
(Bulgurca-Efes-Selcuk s=37,16km t=1:05)
(Selcuk-Priene s=87.22km t=4:32)
(Priene-Milet-Didyme-Bafa See s=81.12km t=4:09)
(Bafa See-Bodrum s=97.33km t=5:08)
(Bodrum-Yatagan s=82.07km t=4:41)
(Yatagan-Toparlar s=97.63km t=5:01)
(Toparlar-Fethiye-Oeluedenýz s>98km t>5)
Die viel gespriesene
Gastfreundlichkeit der Tuerken wird ihrem Ruf bisher mehr als gerecht.
Ob eine Einladung zum Cay, der Versuch behilflich zu sein, oder gar die
Einladung zur Uebernachtung; Gastfreundlichkeit ist hier Allgemeingut.
Nicht so berauschend finden Mareike und ich dagegen die Stellung der Frau
und die immer wieder auftretende Anmache der Mareike ausgesetzt ist. Auch
'Grapschen' ist schon vorgekommen; speziell wenn sich die Maenner vor
mir in Sicherheit waehnen.
17.09.02 - 23.09.02 Von Ölideniz nach Antalya oder: DIE ETAPPEN DER REKORDE
Wir umrundeten den Baba Dagi und fuhren auf recht ebener Strecke und mit Rueckenwind zwischen Gewaechshausstaedten bis Patarah, wo uns am folgenden Morgen der bisher eifrigste Muezzin unserer Tuerkei-Tour um 5.30 Uhr minutenlang ins Gewissen sang.24.09.02 - 02.10.02 (Antalya-Van) Beim Barte des Propheten
24.09.02 Antalya-Side s=93,02km t=4:35
25.09.02 Side-Berge vor Akseki s=79,522km t=5:18 hmax=1445m
26.09.02 Akseki-Behsesihr s=119,07km t=6:34 hmax=1450m Vmax=73km/h
28.09.02 Behsesihr-Konya s=100,39km t=5:02
30.09.02 Nevsehir-Goereme s=15km
02.10.02 Goereme-Kayseri s=98,52km t=5:11
Mit der Gewissheit das Meer nun fuer eine lange Zeit nicht mehr zu sehen, ging es nun landweinwaerts in die Berge in Richtung Konya. Die Strassen wares unbefahrener und es ging stetig bergauf. Waehrend unserer Mýttagspause, die hier im sueden auch Ende Sept. unerlaesslich ist, hielt Thorsten bei uns an. Der aus der Nahe von Erfurt stammende Radler war in die gleiche Richtung wie wir unterwegs. ihm war bei dem Aufstieg das Wasser aus gegangen und die letzten 30km gab es keine Tankstelle o.ae. wo er haette welches kaufen koennen. Genug Wasser hatten wir zum Glueck die steilen Berge hinauf geschleppt. Zu dritt strampelten wir uns dann weiter nach oben. Die wunderschoene, gruene Landschaft war mehr als nur Entschaedigung fuer die Anstrengungen.
Das Radeln mit Thorsten klappte so gut, das wir am Abend beschlossen. Die naechste
Etappe zusammen weiter zu fahren. Waherend wir in einer tolen felsigen
Berglandschaft campierten radelte Thorsten noch ein paar km bis Akseki, um im
Hotel seine leichte Erkaeltung auszukurieren. Hier in den Bergen in ca. 950m Hoehe
wird es Abends ein wenig frischer. Was wir nach der Hitze der letzten Wochen genossen.
Die Etappe von Akseki nach Beysehsir am naechsten Tag wurde dann zu einer
der Hoehe punkte unserer bisherigen Tour. Pinien- und Tannbewachsene Berge wechselten
sich mit fesligen Haengen und riesigen Hochebenen ab. Einfach Atemberaubend. Teilweise
hatten wir das Gefuehl in den Alpen zu sein. Thorsten meinte Canada wuerde dem
auch sehr aehneln. Die Strasse fast voellig unbefahren, teilweise nur Piste und
alles menschenleer, so waren selbst steilste Anstiege ein Genuss. Beysehsir selbst liegt
wunderschoen in 1222m Hoehe an dem gleichnamigen sehr grossen See.
Das Kappadokien wunderschoen und bizarr ist brauche ich nicht nochmals zu unterstreichen so oft wie es hier angepriesen wird. Zu dieser Jahreszeit lohntein Besuch ganz besonders da nicht so viele Touries unterwegs sind. Der Meinung waren auch zwei Reisende aus Bremen die zum Entspannen und Meditieren hier waren. Mit dem heilpraktiker und der Lehrerin genossen wir bei einem Cay in der traumhaften Landschaft das auch bei unserer Rückkehr noch gruene Akzente in der Politik zu finden sein wuerden und wuenschten uns gegenseitig viele oeko logische Ideen und Kraft diese umzusetzen.
03.10.02 - 21.10.02 “Turkish Delights” und “Welcome to Iran”
Turkish Delights sind nicht immer suess.
Hier noch ein kurzer Abriss der letzten Tage, die wir in der Tuerkei verbracht
haben. In Kayseri stiegen wir im Hunat Hotel ab, das uns die daenischen
Radler empfohlen haben und das immer wieder von Radlern aufgesucht wird.
In dieser ostanatolischen Stadt kaufte ich mein erstetes Kopftuch, um
irantauglich zu werden, ueberlebten wir eine Zeckenattacke und versuessten
uns dieses Schreckenserlebnis mit suessesten Suessigkeiten aus dem Suessigkeitenfachgeschaeft
“Lider”.
Weiter ging es nach Diyarbakir, der Stadt, in der einige Strassen in der
Innenstadt, die von einer gigantischen Festung umschlossen ist, nicht
befestigt sind. Die Stadt machte einen sehr armen Eindruck auf uns, der
entstand, als wir im Dreck arbeitende Kinder sahen, und eine Touristen-Information
vorfanden, deren Personal kein englisch verstand und der Stadtplan, den
man erhielt aus dem Lonely Planet herauskopiert worden war. Wir wohnten
im Gap-Hotel, wo wir die meiste Zeit, genaugenommen von morgens bis abends
im Bett lagen und schliefen, weil uns ein boeser Magenvirus beinahe dahinraffte.
Um 21.30 Uhr klingelte erst das Zimmertelefon, das wir versuchten zu ueberhorern,
weil wir keinen Anruf erwarteten, dann stand ploetzlich ein Mann im Raum,
der nochmals unsere Paesse sehen wollte, weil die Polizei wie jeden Abend
ihre Runden dreht und die Hotel-Listen untersucht.
Van liegt am Van-See (ich musste immer an Wahnsinn denken), der erst im
17. Jahrhundert enstand. Wir wohnten im netten Hotel-Kent fuer 5 Euro
die Nacht und wurden von einem netten iranischen Geschaeftsmann nach Tehran
eingelanden. Samstag fragte ich mich, warum so wenig los ist und Sonntag
war mir nahezu schleierhaft, warum alle Geschaefte geoffnet waren. Die
Strassen waren sehr belebt und ich schloss daraus, dass die Menschen am
Sonntag nun mal einfach mehr Zeit fuer solche Dinge haben. Ich machte
mir noch so meine Gedanken, bis mir zwei Tage spaeter auffiel, dass ich
die Tage verwechselt hatte und der geschaeftige Sonntag ein Montag war.
Hm.
Bei ekelhaftester Inversionswetterlage, der Himmel war bewoelkt, die Abgase
stiegen nicht hoeher als meine Nasenfluegel, radelten wir keuchend und
den Dreck ausspuckend aus der Stadt und schlugen unser Zelt mitten auf
einer Insel in einer Oellache einer Tankstelle auf.
Unser Weg fuehrte uns durch Muradiye, wo wir uns mit Proviant eindeckten
und freuten uns auf einen schoenen Zeltplatz, als wir an eine Haengebruecke
an einem Wasserfall kamen, wo ein Schild “Kemping” ankuendigte.
Fuer einen horrenden Preis, den Amiram gnadenlos nach unten handelte,
liess man mich mein Fahrrad ueber die wackeligste Bruecke schieben, die
ich jemals ueberschritten habe, um auf der anderen Seite abgefangen zu
warden: Police…Problem…no camping. Ziemlich veraegert und
k.o. furhren wir weiter bis wir an eine Muehle kamen, an der wir unser
Zelt aufschlagen durften. Aber das ist eine andere Geschichte.
Gleich am naechsten Morgen konnten wir einen Monster (-Hunde) –
Angriff vereiteln und gerieten auf einem Berg nahe der iranischen Grenze
(maximal 1 Kilometer) in unsere erste Polizeikontrolle. Die Herren waren
jedoch sehr zuvorkommend und entschuldigten sich hoeflichst fuer diese
Vorschrift. Schon von weitem konnte man den Berggipfel sehen, den wir
erklimmen wollten und Amiram mutmasste, dass das Befahren einem Kindergeburtstag
gleichen wuerde. Als wir entlang von Lavafluessen bei starkem Gegenwind
schliesslich auf 2644m Hoehe standen, waren wir dann beide dann ganz anderer
Meinung.
Die Abfahrt fuehrte direkt auf den Ararat zu und wir genossen die Fahrt
bis wir an den Stadtrand von Dogubayazit kamen, wo aus Faessern am Strassenrand
Sprit verkauft wird.
Das sah doch recht dubios aus in unseren “gruenen Augen”.
Nur leider hatten wir gerade keine Banner und auch keinen Floater dabei,
um unserem Unmut Ausdruck zu verleihen.
Wir trafen Stephan und Micha, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs
sind und quartierten uns ebenso im Hotel Erzurum (8 Mio fuers Doppelzimmer)
ein.
Hier gab es noch einiges fuer uns zu erledigen. Auf jeden Fall musste
ich einen Mantel besorgen um meine Verkleidung fuer den Iran zu vervollstaendigen.
Auf dieses Problem haben sich einige Bekleidugsgeschaefte dieser Stadt
spezialisiert und als Frau wird man gleich nach Betreten des Ladens gefragt:
“Iran?”.
Den Ararat im Blickfeld radelten wir Richtung Grenze. In Guerbuelak, dem
Grenzort, zog ich meine neue Kluft an und wir fuhren vorbei an einer kilometerlangen
Schlange von wartenden LKWs, zwischen denen sowohl Kuehe, als auch Geldwechsler
umherliefen. Beim Grenzuebergang ist nichts in englisch beschildert, das
Treiben und Wirken scheint ein einziges Chaos zu sein, nahezu alle Frauen
sind hier in einen Shador gehuellt (sieht aus wie ein schwarzes riesiges
Tuch oder wie ein Bettlaken) aber die Beamten sind entgegen anderslautender
Berichte sehr freundlich und redeten auch mit mir. --weiter geht's im Iran