Route: Istanbul-Yalova-Aegaeis-
Unsere Erfahrungen zum Radfahren in der Tuerkei

25.08.2002 Sofia - Istanbul

Noch ein Nachtrag zum vorangegangenen Tag: Folgende Szene: Wir sitzen in einem Cafe direkt vor dem Theater und warten auf einen Eisbecher, der der beste unseres bisherigen Lebens sein sollte. Ich blaettere in unserem Reisefuehrer und moechte Amiram ein paar Sehenswuerdigkeiten schmackhaft machen. Sein Kommtar dazu: Ich brauch’ jetzt erst mal jemanden, der mir sagt, wo es hier ein Internetcafe gibt. Kultur?!?
Wir schafften es trotz langer Verhandlungen nicht mit dem Zug nach Istanbul zu fahren und landeten in einem Ueberlandbus, in dem die Stuarts rauchten und der Rest der Insassen ebenso. Nach 1001 Pausen und ebenso vielen Litern geschmuggelten Schnaps wurden wir um kurz nach 3.00 Uhr nachts am Busbahnhof in Istanbul aus dem Bus geschmissen.
Wir radelten in Richtung Aya Sofia, machten am Strassenrand eine Melonenpause und standen dann schon beinahe vor unserer Herberge.

26.08.2002 Istanbul

Man koennte seitenweise ueber diese beindruckende Stadt erzaehlen, versuchen, diese Stadt in Bildern zu beschreiben, aber beschraenken wir uns auf das Wesentliche und die Highlights:
Wir wechselten einen Traveller Cheque bei der Akbank, die fuer diesen Dienst keine Kommission verlangt und investierten dieses in Feigen und ein kleines Mittagessen.
Istanbul hat seit letztem Jahr eine U-Bahn mit einer Linie, die uns direkt ins Geschaeftszentrum hinter Taksim brachte, wo wir Murat, einen sehr lustigen Solargeschaeftsmann und seine ueberaus sympathische Frau Iram besuchten.
Dieser Tag war voller lauter imposanter Eindruecke und um mit Amirams Worten zu sprechen: Diese Stadt feuert!!!

27.08.2002 Istanbul

Die Aya Sofia, eine ehemals christliche Kirche praegte alle nachfolgenden Moscheen in ihrem Baustil. Die Blaue Moschee gegenueber ist nicht minder beeindruckend, wird allerdings im Gegensatz zur Aya Sofia noch als Moschee genutzt.
Danach tauchten wir ein in den ueberwaeltigenden Markt und kamen mit einer Auswahl an besten Turkish Delight wieder raus.
Am Abend trafen wir in der Bar der Jugendherberge zwei Radler aus England, die aus Bejing mit einem Spezialrad zurueck nach England fahren. Ihr Trikehat zwei Raeder vorne, eins hinten. Die beiden promoten auf ihrer Tour oekologisches Reisen.

28.08.2002 Istanbul

So, in aller Kuerze die Highlights dieses Tages: das Sultanahmed, die Burg in Istanbul, ganz insbesondere das Harem und die Lightshow am Abend vor der Blauen Moschee, bei der zufaelligerweise heute die Geschichte Istanbuls auf deutsch erzaehlt wurde.

29.08.2002 Istanbul

Von den beiden Radlern hatten wir den Tip bekommen, bei Radproblemen beim absoluten Mountainbike-Guru der Tuerkei vorbeizufahren. Wir fanden ihn und seinen Radladen: “Yesil-biciklet” in einer besseren Wohngegend und er half uns, unsere Gepaecktraeger so neu zu montieren, dass sie nicht staendig Gefahr laufen, sich vom Rahmen zu reissen.
Er erzaelte uns, dass er schon lange Lobbyarbeit fuers Radfahren macht, die Zahl verkaufter Fahrraeder allerdings ruecklaeufig ist. Wir konnten am eigenen Leib spueren, was es bedeutet, in Istanbul Rad zu fahren, als uns ein netter Herr,ebenfalls auf dem Rad,den Weg zu Yesilbiciklet zeigte und wir staendig angehupt wurden oder auf der falschen Seite fuhren, weil es anders einfach nicht moeglich war.

30.08.2002 Istanbul – Bozahlat 78,37 km

Mit der Schnellfaehre, die anscheinend so schnell faehrt, dass man nicht an Deck stehen durfte und somit auch kaum etwas sehen konnte, setzten wir ueber nach Yalova. Wir wollten Richtung Cannakale und erlebten eine Fahrt, die sich hoffentlich nicht wiederholen wird. In knallender Hitze fuhren wir auf einer von LKWs jeglicher Art stark befahrenen Strasse bergauf. Der Spassfaktor war irgendwo im Minusbereich und wir schafften es noch bei einer kleinen Tankstelle unser Zelt aufzubauen, um zu schlafen. In der Naehe war ein fleissiger Bauer noch bis lange nach Einbruch der Dunkelheit im wahrsten Sinne des Wortes am ackern.

31.08.2002 Bozahlat – Denizkent 111,82 km; 5:35 h

Der folgende Tag war landschaftlich so oed, dass wir uns langweilten. Ausserdem gab es viele, sehr viele Kilometer kein Wasser zu kaufen und wir gaben uns schliesslich geschlagen und tranken Cola. Wir wurden von einer tuerkischen Frau, die in Genf lebt, angehalten und bekamen als Anerkennung eine echte schweizer Schokolade geschenkt. Sie versprach uns, sollten wir uns noch einmal treffen, Turkish Delight. Was ein Angebot!!!
Trotzdem schafften wir es an diesem Tag nicht, noch weitere 130 km zu fahren, wie ein tschechischer Radler, den wir bei einer Tankstelle trafen, und der uns erzaehlte, er fuehre taeglich ca. 200 km und mehr. Heute wollte er trotz bald anbrechender Dunkelheit noch so weit fahren, weil er Zeit verloren hatte, als er ins Krankenhaus musste, weil ihn ein wilder Hund bei einer Abfahrt angefallen hatte und er vom Fahhrad fiel.
Hier gibt es immer wieder Achtungschilder, die vor Kuehen warnen, solche, die vor Hunden warnen, fehlen.

01.09.2002 Denizkent – Lapseki 86,87 km; 4:28 h

Nach einer Nacht direkt am Meer gings weiter Richtung Sueden und nach einer Fahrt in ekelhafter Hitze fanden wir abermals einen Platz am Meer unter einem Feigenbaum fuer unser Zelt. Nachdem wir am Hafen etwas gegessen hatten und uns schlafen legen wollten, stellten wir fest, dass in der Zwischenzeit eine Fessttafel direkt neben unserem Zelt aufgebaut worden war. Wir waren so muede, dass wir mit den Hintergrundgeraeuschen eines Festes einschliefen.
In der Hafenkneipe liefen gerade Nachrichten und man dokumentierte die Bilder, die mindestens ebensogut fuer sich selber sprachen. Ganz Istanbul war durch die Regenguesse, die auch uns nicht verschont hatten, ueberflutet, ganze Stadtteile stehen unter Wasser....
Mehr muss man hier wohl nicht erwaehnen, der Rest duerfte bekannt sein.
Langsam finden wir das seltsam. Kaum entscheiden wir uns eine Stadt zu verlassen steht diese unter Wasser... hm, hoffentlich geht das nicht so weiter! Das koennte uns noch boese ausjelegt werden, wa!?

02.09.2002 Lapseki – Troia – Ezine 99,43 km; 5:11h

Weil ich die Schlafplaetze immer sehr wichtig finde, hier noch die Beschreibung von zwei weiteren. Am kommenden Tag wurde es immer spaeter, bis wir etwas geeignetes fanden, nachdem wir ein Hotel ablehnten, weil man uns zuerst zusagte ,dass wir die Raeder mit aufs Zimmer nehmen koennen, dies aber wieder revidiert wurde. Als zweites fanden wir eine Wiese neben einem Festplatz ganz passabel. Allerdings haette diese Wahl vermutlich dazu gefuehrt, dass wir nicht Zuschauer des Festes, sondern sicherlich als weitere Attraktion des Jahrmarktes fuer dessen Besucher gedient haetten.
Also radelten wir wieder raus aus diesem Dorf und entschieden uns dazu, uns in die Landschaft einzupassen, die von lauter gruenen Huegeln gepraegt war, die unserem Zelt nicht ganz unaehnlich sahen.

03.09.2002 Ezine-Bergama 103,3 km; 5:43 h

Den naechsten fanden wir nach weiteren 100 Kilometern auf einem eingezaeunten Campingplatz, an dessen Tor “Bitte Klingeln” stand. Da sich auf unser Klingeln hin keiner meldete, entschlossen wir uns, unser Zelt trotzdem aufzubauen. An das Tor haengten wir einen Zettel mit einer kleinen Notiz, sollten die Besitzer wiederkommen.
Kamen sie auch. Jedoch aus ihrem Haus. Der Mann war Deutscher und nicht so richtig nett. Er war sich auch nicht so ganz sicher, ob er einen Platz fuer uns hat, obwohl wir die einzigen auf dem ganzen Gelaende waren. Nun gut, die Frau, eine Tuerkin war denn auch deutscher als deutsch und als wir noch losziehen wollten, ein Eis zu kaufen, merkten wir, dass wir eingeschlossen waren. Ausserdem hatten die sanitaeren Anlagen ein Problem mit dem Wasserdruck. Er war gaaaanz schwach. Hm. Soviel dazu.

Nun zum Radfahren in der Tuerkei: Das Fahren stellt andere Anforderungen als noch in Osteuropa. Es ist trotz der Jahreszeit ein ganzes Steuck heisser und die Tuerkei ist schon hier sehr bergig. Vorgestern hatten wir von Fethiye nach oeluedenýz zum Strand den haertesten Aufstieg. Nun waren zwei tage Erhohlung angesagt. Wenn nicht gerade Wolken die Sonne mindern ist eine Mittagspause von spaet. 12:30 bis ca. 15:30 ein Muss! Die Strassen entlang der Kueste sind in der regel recht neu und stark befahren. Dafuer ist der Belag so grob das man foermlich festklebt. Speziell neue Strassen scheinen nach folgendem Muster gebaut worden zu sein: Eine Menge grober Schotter drauf und hinterher nicht zu viel Teer drueber. Die Lebensdauer solcher Strassen mag hoerher sein bei den Massen an LKWs die darueber rollen, aber zum radeln sind sie echt ekelig. hinzu kommt das sich diese Fahrbahnen bei regen in eine glitschige rutschpiste verwandeln.
Ganz besonders ans Herz gewachsen sind Mareike und mir die LKW und Busfahrer. Wenn kein Platz zum ueberholen vorhanden ist faehrt man so dicht an uns heran das wir das Fahrzeug streicheln koennten. Ein anderes nettes Feature sind die rechts ausblasenden Auspuffe; Dieselruss in seiner besten Seite. Dolmuse, nein das ist nichts zum essen, sondern das sind die Minibusse hier in der Tuerkei uebertrumpfen alle anderen Verkehrsteilnehmer durch Hupkonzerte fuer uns und halsbrecherische Ueberholmanoever. Speziell die Hupe ist das absolut wichtiste Utensil an einem Fahrzeug in diesem Teil der Welt. Ob zum Gruessen zum verscheuchen oder einfach weil es Freude macht; gehupt wird immer und ueberall. Unsere tuerkischen Michael Schuhmacher Verschnitte am Steuer der Dolmuse lieben es geradezu direkt neben uns kraeftig auf die hupe zu druecken um nochmals zu unterstreichen, wer hier der King of the Road ist.

Das alles ist anstrengend und nervt mitunter, aber dafuer sind die Landschaften wunderbar: Olivenhaine, wilde felsige Berge bedeckt mit pinienwaeldern die fruchtbare gruene Taeler umschliessen sind eine Weide fuer die Sinne. Strassen entlang der Kueste mit wunderbaren Ausblicken auf Buchten und das offene Meer machen diesen Teil der Tuerkei zu einem landschaftlichen Genuss. Speziell die Strecke von Bodrum nach Fethiye ist atemberaubend schoen. Die Vegetation ist fast tropisch; Graeser, verschiedenste Baumarten, Zitronen- und Limettenplantagen und gar ein paar kleine Bananenstauden wachsen hier. Die Buchten koennten auch in Thailand oder der Karibik liegen. Alle zwei bis drei Tage steuern wir einen Campingplatz an an dem es wenigstens theoretisch heisses Wasser geben sollte. Ansonsten ist es moeglich freundlich wirkende Menschen zu fragen ob man neben deren Tankstelle, auf einem abgeernteten Feld o.ae. sein Zelt aufschlagen darf. Nur einmal kurz hinter Izmir wurden wir gleich mehrfach abgewiesen. Enttaeuscht und erschoepft von der Tagestour starteten wir einen letzten desperaten Versuch und siehe da wir hatten Gleuck. Ein Lehrer aus Izmir der vor ca. 30 Jahren in Frankfurt a.M. studiert hatte lud uns ein auf der Baustelle seines Ferienhauses zu campieren.

Und was ist sonst passiert: Mir ist ein Stueck Zahn abgebrochen, trotz Zahnarztbesuchen vorher, Unwetter mit Hagel, Luftpumpe verloren etc. etc.

Morgen geht es weiter nach Antalya und dann in Richtung Konya. Das Meer werden wir dann fuer lange Zeit nicht mehr sehen, dafuer aber sicher andere spannende Gegenden.

05.09.02 - 15.09.02 Bergama - Fethiye

(Bergama-Candeli Coerfezi s=23.28km t=1:08)
(Candeli Coerfezi-izmir-Bulgurca s= ca. 120km)
(Bulgurca-Efes-Selcuk s=37,16km t=1:05)
(Selcuk-Priene s=87.22km t=4:32)
(Priene-Milet-Didyme-Bafa See s=81.12km t=4:09)
(Bafa See-Bodrum s=97.33km t=5:08)
(Bodrum-Yatagan s=82.07km t=4:41)
(Yatagan-Toparlar s=97.63km t=5:01)
(Toparlar-Fethiye-Oeluedenýz s>98km t>5)

12 Tage tuerkische Kueste liegen hinter uns: Die Aegaeis mit seinen antiken Staetten Pergamon, Ephesos, Priene, Milet, Didyme...
Wunderschoene Plaetze an denen wir unser Zelt aufgeschlagen hatten den Sonnenuntergang genossen und um uns von der anstrengenden Etappe zu erholen.
Die Ueberreste Pergamons,die wie die von Priene auf einem Felsmassiv thronen sind eine Reise wert. Priene, in dem gerade deutsche Archeologen mit Ausgrabungen beschaeftigt sind war mir bis dato nicht bekannt. Als eine Stadt im ionischen Staedtebund hatte es zu Zeiten Alexander des Grossen seine Bluetezeit um 400-300 v.Chr. Ein Hoehepunkt der Tour durch die Antike ist ganz sicher Ephesos (Efes) in der viele gut erhaltene oder restaurierte Bauten zu besichtigen sind. Wenn man einen Eindruck roemischen Lebensstils bekommen moechte ist das der richtige Platz. In Milet gibt es ausser dem grossen Theater fast nur laienhafte Restaurationen und willkuerliche Zussammensetzungen zu sehen.

Die viel gespriesene Gastfreundlichkeit der Tuerken wird ihrem Ruf bisher mehr als gerecht. Ob eine Einladung zum Cay, der Versuch behilflich zu sein, oder gar die Einladung zur Uebernachtung; Gastfreundlichkeit ist hier Allgemeingut.
Nicht so berauschend finden Mareike und ich dagegen die Stellung der Frau und die immer wieder auftretende Anmache der Mareike ausgesetzt ist. Auch 'Grapschen' ist schon vorgekommen; speziell wenn sich die Maenner vor mir in Sicherheit waehnen.

17.09.02 - 23.09.02 Von Ölideniz nach Antalya oder: DIE ETAPPEN DER REKORDE

Wir umrundeten den Baba Dagi und fuhren auf recht ebener Strecke und mit Rueckenwind zwischen Gewaechshausstaedten bis Patarah, wo uns am folgenden Morgen der bisher eifrigste Muezzin unserer Tuerkei-Tour um 5.30 Uhr minutenlang ins Gewissen sang.
Eine bisher alle Ausmasse uebertreffende Attacke eines Hundes, den wir mit aller Kraft aus unserer Kehle wegbruellten, fuehrte zur sofortigen und massiven Bewaffnung mit einem am Wegesrand liegenden Schlagstock.
Wir ueberwanden einen Berg, dessen Steigung beinahe die des vorherigen Morgens (also nur ein Fast-Rekord) uebetreffen sollte und fuhren entlang der bisher schönsten Uferstrasse am Meer entlang nach Kas.
Hier trafen wir Thorsten und seine Freundin, die auf jeden Fall eine noch viel schwerer wiegende Tour bewaeltigen als wir; sie waren ausgeruestet mit allerhand Angelgeraet samt Senkblei!
Sie hatten auch die beiden franzoesischen Radler getroffen, die uns einen Gruss ausrichten liessen und in Gelaechter ausbrachen, als Thorsten aufgrund unserer Namen mutmasste, wir seien 'Einheimische'.
Gegen Abend krochen wir eine serpentinenreiche Strasse nach oben, wo wir zwar eine atemberaubende Sicht geniessen durften, wir aber unser Zelt nicht weit entfernt von einer Ziegenleiche aufbauten. Der hier zu erwaehnende Rekord: der (bisher, lese was noch geschieht!!) geruchsintensivste Schlafplatz!!
Gleich der naechste Morgen bescherte uns ein weiteres Superlativ: Es war so kalt, dass wir nicht nur lange Hosen, Pullover, feste Schuhe und unsere Regenjacken, sondern auch unsere Radhandschuhe gegen die eisige Kaelte anzogen (ja ja, wir sind schon nichts mehr gewoehnt!!), um die Abfahrt zu ueberstehen, von der wir glaubten, dass sie 15 km (rekordverdaechtig!) lang sein muesste. Nach einem Kilometer ging es dann aber doch schon wieder aufwaerts.
Erst als wir noch weitere Steigungen ueberstanden hatten, fuhren wir dann 15 km bergab nach Myra, wo der Nikolaus herkommt. Wir trafen 2 Mal auf tuerkische Tourenradler, von denen einer des ersten Gespannes seinen Kumpanen verloren hatte, den wir ein paar Kilometer abwaerts fanden. Am Abend schlugen wir unser Zelt am Strand auf und wurden beim Kochen von den bisher liebsten 'wilden' Hunden beobachtet.
Eine Nebenstrecke, die so staubig war, wie wir das bisher noch nicht erlebt hatten, fuehrte auf eine unbefestigte Strasse nach Olimpus (die in Rumaenien war noch aerger; Rekord also nicht gebrochen!), wo die Touristen in Wild-West-Atmosphaere in Baumhaeusern wohnen.
Fuer je ca. 3 Euro (fuer Studenten!) durften wir dann unsere Raeder durch die Ruinen dieser alten Stadt und einen Bach schieben. Entlang des 500 m langen Strandes schoben wir unsere tonnenschweren Raeder und boten den in der Sonne brutzelnden Urlaubern sicherlich eine lustige Abwechslung!
Wir wimmelten erfolgreich einen geschaeftstuechtigen Herren ab, der uns fuer ca. 4 Euro fuer 2 Naechte neben den Muelleimern eines Strandrestaurants unser Zelt aufbauen lassen wollte. Er selbst wollte fuer unsere Sicherheit sorgen!
Wir wollten aber viel lieber das olympische Feuer sehen und fuhren durch eine gottverlassene Gegend bis zum Eingang des Milliparkes und bestiegen fuer je ca 40 Cent den verheissenden Berg. Ich wollte mir eine Enttaeuschung ersparen und hoffte maximal auf schoene Reflexionen der Sonne in einer Felsspalte oder aehnliches. Doch um meiner Ueberraschung und meiner Faszination Ausdruck zu verleihen, fehlen beinahe die Worte! Aus dem Fels kam an verschiedenen Stellen Feuer. Einfach so! Passt man nicht auf, zuengelt ploetzlich eine Flamme am eigenen Bein, wo eben nur eine schwarze Kuhle zu sehen war.
Eine weitere Ausfuehrung dýeses Rekords spare ich mir an dieser Stelle und erzaehle lieber kurz die dazugehoerige Geschichte, soweit sie mir noch im Gedaechnis ist:
Auf der Jagd erschiesst ein Mann seinen Bruder (war es ein Unfall??), wird ins Exil geschickt und muss gegen einen Drachen kaempfen, der auf diesem Berg lebt. Er besiegt den Drachen, bringt ihn aber nicht um und seitdem rannten immer wieder Sportler diesen Berg hoch, entzuendeten ihre Fackel am Feuer des Drachens und rannten nach Olimpus. Der Rest ist ja bekannt.
Rekord, Rekord: In dieser Nacht stellten wir den Rekord im schraeg-im-schreag-am-Berg-stehenden-Zelt-schlafen auf.
In Antalya brachen wir dann noch den Rekord mit dem geruchsintensivtesn Schlafplatz in der billisten und ekelhaftesten Herberge der Stadt, die ganz sicherlich auch als Puff genutzt wird. Eben aus diesem Grund wurde die Musik dann auch immer lauter je spaeter der Abend und wir konnten kaum der Wahlsondersendung der Deutschen Welle lauschen und den Wahlkrimi verfolgen! Mehr dazu im Gaestebuch!! Ein Nachtrag aus der Heimat:
Mein ehemaliger Vermieter moechte mich per Privatdetektiv suchen lassen!! Das duerfte ziemlich aufwendig und kostenintensiv werden. Besser er meldet sich gleich bei meiner Mutter!!
Wie waere es noch mit ein wenig 'Turkish Delight'
In der Tuerkei klopft so mancher Ziegenhirte das Fleisch schon zu Lebzeiten des Tieres weich, indem er es den lieben langen Tag lang mit Steinen bewirft.

24.09.02 - 02.10.02 (Antalya-Van) Beim Barte des Propheten

24.09.02 Antalya-Side s=93,02km t=4:35
25.09.02 Side-Berge vor Akseki s=79,522km t=5:18 hmax=1445m
26.09.02 Akseki-Behsesihr s=119,07km t=6:34 hmax=1450m Vmax=73km/h
28.09.02 Behsesihr-Konya s=100,39km t=5:02
30.09.02 Nevsehir-Goereme s=15km
02.10.02 Goereme-Kayseri s=98,52km t=5:11

Anlaya, der inbegriff fuer deutschen Pauschaltourismus in der Tuerkei, war nicht so überschwemmt mit Urlaubern wie wir dachten. Palmen und schoene Parks verbreiten eine entspannte Atmosphaere trotz der Geschaeftigkeit der Stadt. Unser Hostel, es verdient diesen Titel nicht einmal, war dagegen alles andere als entspannend; laut dreckig und zwielichtig obendrein. Zu allem Überdruss verloren wir in einem Internetcafe unseren heissgeliebten Lonely Planet Reisefuehrer. Ein herber Verlust, der unsere Stimmung nicht gerade verbesserte. Der Lichtblick war dann der gruen-rote Sieg bei der Bundestagswahl.
Nach zwei tagen radelten wir dann weiter von Antalya nach Side. Das gesamte Gebiet oestlich des Ortes ist voller Clubs in dem westliche Urlauber, hauptsaechlich deutsche, abgeschottet von dem Rest der Tuerkei ihre Ferien verbringen. Nachdem wir 10 Euro fuers campen zahlen sollten entschiden wir uns in einem unbebauten Waeldchen fuer 0 Euro zu uebernachten. Hier war es allemal schoener. Die einzigen Gefahren hier stellten die wildgewordenen 'Paint Ball Krieger' undumsatzhungrige Hotelmanager dar, denen zwei 'Billigurlauber nicht so recht ins Konzept passen wuerden. Wir bleiben dann doch unentdeckt und radelten am naechsten Morgen in der Fruehe wieder los.

Mit der Gewissheit das Meer nun fuer eine lange Zeit nicht mehr zu sehen, ging es nun landweinwaerts in die Berge in Richtung Konya. Die Strassen wares unbefahrener und es ging stetig bergauf. Waehrend unserer Mýttagspause, die hier im sueden auch Ende Sept. unerlaesslich ist, hielt Thorsten bei uns an. Der aus der Nahe von Erfurt stammende Radler war in die gleiche Richtung wie wir unterwegs. ihm war bei dem Aufstieg das Wasser aus gegangen und die letzten 30km gab es keine Tankstelle o.ae. wo er haette welches kaufen koennen. Genug Wasser hatten wir zum Glueck die steilen Berge hinauf geschleppt. Zu dritt strampelten wir uns dann weiter nach oben. Die wunderschoene, gruene Landschaft war mehr als nur Entschaedigung fuer die Anstrengungen.

Das Radeln mit Thorsten klappte so gut, das wir am Abend beschlossen. Die naechste
Etappe zusammen weiter zu fahren. Waherend wir in einer tolen felsigen Berglandschaft campierten radelte Thorsten noch ein paar km bis Akseki, um im Hotel seine leichte Erkaeltung auszukurieren. Hier in den Bergen in ca. 950m Hoehe wird es Abends ein wenig frischer. Was wir nach der Hitze der letzten Wochen genossen.
Die Etappe von Akseki nach Beysehsir am naechsten Tag wurde dann zu einer der Hoehe punkte unserer bisherigen Tour. Pinien- und Tannbewachsene Berge wechselten sich mit fesligen Haengen und riesigen Hochebenen ab. Einfach Atemberaubend. Teilweise hatten wir das Gefuehl in den Alpen zu sein. Thorsten meinte Canada wuerde dem auch sehr aehneln. Die Strasse fast voellig unbefahren, teilweise nur Piste und alles menschenleer, so waren selbst steilste Anstiege ein Genuss. Beysehsir selbst liegt wunderschoen in 1222m Hoehe an dem gleichnamigen sehr grossen See.

Thorsten fuhr am naechsten morgen weiter in Richtung Konya, waherend Mareike und ich noch einen Tag in Beysehir blieben. ich musste nach mit dem Bus nach Antalya um mir dort meine neue Fuellung reparieren zu lassen. Vier Stunden hinfahrt vier zurueck und eine reibungslose
Behandelung ohne Diskussion wegen der Kosten. Der Tag verlief so reibungslos wie man es sich nur wuneschen konnte. Jetzt hoffe ich nur das der Zahn keine Probleme mehr macht, denn zum einen ist das ein teurer Spass und zum anderen wird es weiter im Osten sicher schwieriger eine gute Behandlung zu bekommen.
Am naechsten Tag erreichten wir dann Konya. Diese Pilgestadt ist die Heimat der 'tanzenden Derwishe' des muslimischen Mevlana Ordens. Nach ewig langer vergeblicher suche nach einem Campinplatz bei der wir mit zwei jungen Tuerkinnen kreuz und quer durch Konya gefahren waren, quartierten wir uns direkt neben der geschlossenen Touri info in ein Hotel. Beides liegt mitten im Zentrum gleich gegenueber des Mevlana Mussums. Schon Seltenheit genug das ein tuerkisches Maedel auf dem Rad unterwegs ist, ueberraschte uns eine der beiden Schwestern damit das sie mit ihrem vollverchromten Cross MTB eine Tour nach Olympos machen wolle. Da waren Mareike und ich natuerlich hin und weg und erzaehlten wie toll unsere Tour dorthin gewesen sei und motivierten sie ihren Plan in die Tat umszusetzen.
Das Mevlana Museeum ein wichtiger Ort der muslimþschen Wallfahrt ist auf einen jedenFall einen Besuch wehrt. Die sprituelle Atmosphaere betender Glauebiger vor den Saergen des Ordensgruenders und seiner Nachfolger und die wunderbaren ornamente machen das Museeum zu einem Hochgenuss. Das erstaunlichste war fuer uns dann eine kleine Truhe vor der zu lesen stand: 'Der Bart des Propheten Mohammed'.
Waehrend die Glaeubigen betend vor der Vitrine verharrten, zweifelten wir unglaeubigen ernsthaft daran das Haare ueber 1400Jahre ueberdauern wuerden.
Nach dem schoenen Konya mit seinen vielen Radlern ging es weiter nach Nevshehir in Kappadokien. Dort lud uns ein junger Studen der dem Aussehen nach Che Guervara haette sein koennen ein bei Ýhm zu uebenachten. Er und sein Kommilitone gaben uns in stundenlangen Gespraechen bis spaet in die Nacht spannende Einblicke in die politischen und sozialen Spannungen in der tuerkischen Gesellschaft. Ganz grob gesagt durchziehen die tuerkische Gesellschaft eine Reihe von unsichbaren Grenzen:
Grenzen zwischen den linken und rechten, den Sunni und Alevi und nicht zuletzt zwischen den Kurden und Tuerken. So separieren sich Gruppen, Staedte, und Landstriche voneinander.
Viel spaeter als sonst schwangen wir uns am naechsten Tag auf unsere Saettel und fuhren keine 20km bis nach Goereme, dem Zentrum Kappadokiens. Dort gab es dann wieder die heile Touriwelt. Wir trafen Thorsten wieder und lernten auf dem 'Berlin Camping' Lars und Kala ein daenisches Paar kennen, die mit ihren Raedern von der Schwarzmerkueste hierher geradelt waren. Spaeter gab es dann ein wildes Unwetter und wir wurden klatschnass und bangten in der Toilette darum das unser Zelt nicht davongeweht wuerde. Trotz des Unwetters machten wir Spaesse mit unseren Lars und Kala die mit einer Flasche Efes dem Unwetter trotzten. Unsere Zelte hielten stand und wir fragen uns nach so viel Regen und Unwetter ob uns das schlchte Wetter an den Reifewn klebt. Vielleicht sollten wir in Duerreregeionen radeln und uns dort als Regenmacher versuchen.

Das Kappadokien wunderschoen und bizarr ist brauche ich nicht nochmals zu unterstreichen so oft wie es hier angepriesen wird. Zu dieser Jahreszeit lohntein Besuch ganz besonders da nicht so viele Touries unterwegs sind. Der Meinung waren auch zwei Reisende aus Bremen die zum Entspannen und Meditieren hier waren. Mit dem heilpraktiker und der Lehrerin genossen wir bei einem Cay in der traumhaften Landschaft das auch bei unserer Rückkehr noch gruene Akzente in der Politik zu finden sein wuerden und wuenschten uns gegenseitig viele oeko logische Ideen und Kraft diese umzusetzen.

03.10.02 - 21.10.02 “Turkish Delights” und “Welcome to Iran”

Turkish Delights sind nicht immer suess. Hier noch ein kurzer Abriss der letzten Tage, die wir in der Tuerkei verbracht haben. In Kayseri stiegen wir im Hunat Hotel ab, das uns die daenischen Radler empfohlen haben und das immer wieder von Radlern aufgesucht wird.
In dieser ostanatolischen Stadt kaufte ich mein erstetes Kopftuch, um irantauglich zu werden, ueberlebten wir eine Zeckenattacke und versuessten uns dieses Schreckenserlebnis mit suessesten Suessigkeiten aus dem Suessigkeitenfachgeschaeft “Lider”.
Weiter ging es nach Diyarbakir, der Stadt, in der einige Strassen in der Innenstadt, die von einer gigantischen Festung umschlossen ist, nicht befestigt sind. Die Stadt machte einen sehr armen Eindruck auf uns, der entstand, als wir im Dreck arbeitende Kinder sahen, und eine Touristen-Information vorfanden, deren Personal kein englisch verstand und der Stadtplan, den man erhielt aus dem Lonely Planet herauskopiert worden war. Wir wohnten im Gap-Hotel, wo wir die meiste Zeit, genaugenommen von morgens bis abends im Bett lagen und schliefen, weil uns ein boeser Magenvirus beinahe dahinraffte. Um 21.30 Uhr klingelte erst das Zimmertelefon, das wir versuchten zu ueberhorern, weil wir keinen Anruf erwarteten, dann stand ploetzlich ein Mann im Raum, der nochmals unsere Paesse sehen wollte, weil die Polizei wie jeden Abend ihre Runden dreht und die Hotel-Listen untersucht.
Van liegt am Van-See (ich musste immer an Wahnsinn denken), der erst im 17. Jahrhundert enstand. Wir wohnten im netten Hotel-Kent fuer 5 Euro die Nacht und wurden von einem netten iranischen Geschaeftsmann nach Tehran eingelanden. Samstag fragte ich mich, warum so wenig los ist und Sonntag war mir nahezu schleierhaft, warum alle Geschaefte geoffnet waren. Die Strassen waren sehr belebt und ich schloss daraus, dass die Menschen am Sonntag nun mal einfach mehr Zeit fuer solche Dinge haben. Ich machte mir noch so meine Gedanken, bis mir zwei Tage spaeter auffiel, dass ich die Tage verwechselt hatte und der geschaeftige Sonntag ein Montag war. Hm.
Bei ekelhaftester Inversionswetterlage, der Himmel war bewoelkt, die Abgase stiegen nicht hoeher als meine Nasenfluegel, radelten wir keuchend und den Dreck ausspuckend aus der Stadt und schlugen unser Zelt mitten auf einer Insel in einer Oellache einer Tankstelle auf.
Unser Weg fuehrte uns durch Muradiye, wo wir uns mit Proviant eindeckten und freuten uns auf einen schoenen Zeltplatz, als wir an eine Haengebruecke an einem Wasserfall kamen, wo ein Schild “Kemping” ankuendigte. Fuer einen horrenden Preis, den Amiram gnadenlos nach unten handelte, liess man mich mein Fahrrad ueber die wackeligste Bruecke schieben, die ich jemals ueberschritten habe, um auf der anderen Seite abgefangen zu warden: Police…Problem…no camping. Ziemlich veraegert und k.o. furhren wir weiter bis wir an eine Muehle kamen, an der wir unser Zelt aufschlagen durften. Aber das ist eine andere Geschichte.
Gleich am naechsten Morgen konnten wir einen Monster (-Hunde) – Angriff vereiteln und gerieten auf einem Berg nahe der iranischen Grenze (maximal 1 Kilometer) in unsere erste Polizeikontrolle. Die Herren waren jedoch sehr zuvorkommend und entschuldigten sich hoeflichst fuer diese Vorschrift. Schon von weitem konnte man den Berggipfel sehen, den wir erklimmen wollten und Amiram mutmasste, dass das Befahren einem Kindergeburtstag gleichen wuerde. Als wir entlang von Lavafluessen bei starkem Gegenwind schliesslich auf 2644m Hoehe standen, waren wir dann beide dann ganz anderer Meinung.
Die Abfahrt fuehrte direkt auf den Ararat zu und wir genossen die Fahrt bis wir an den Stadtrand von Dogubayazit kamen, wo aus Faessern am Strassenrand Sprit verkauft wird.
Das sah doch recht dubios aus in unseren “gruenen Augen”. Nur leider hatten wir gerade keine Banner und auch keinen Floater dabei, um unserem Unmut Ausdruck zu verleihen.
Wir trafen Stephan und Micha, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs sind und quartierten uns ebenso im Hotel Erzurum (8 Mio fuers Doppelzimmer) ein.
Hier gab es noch einiges fuer uns zu erledigen. Auf jeden Fall musste ich einen Mantel besorgen um meine Verkleidung fuer den Iran zu vervollstaendigen. Auf dieses Problem haben sich einige Bekleidugsgeschaefte dieser Stadt spezialisiert und als Frau wird man gleich nach Betreten des Ladens gefragt: “Iran?”.
Den Ararat im Blickfeld radelten wir Richtung Grenze. In Guerbuelak, dem Grenzort, zog ich meine neue Kluft an und wir fuhren vorbei an einer kilometerlangen Schlange von wartenden LKWs, zwischen denen sowohl Kuehe, als auch Geldwechsler umherliefen. Beim Grenzuebergang ist nichts in englisch beschildert, das Treiben und Wirken scheint ein einziges Chaos zu sein, nahezu alle Frauen sind hier in einen Shador gehuellt (sieht aus wie ein schwarzes riesiges Tuch oder wie ein Bettlaken) aber die Beamten sind entgegen anderslautender Berichte sehr freundlich und redeten auch mit mir. --weiter geht's im Iran